Adele :: 19
Amymania und kein Ende. In Pop-Britannien glaubt man schon die Nachfolgerinnen gefunden zu haben. Aber halten die beiden Damen, was man sich von ihnen verspricht?
Alle freuen sich über Amy Winehouse und den Gewinn von fünf Grammys. Da back to black zu Hause in Britannien aber schon länger ein Thema ist, kann die Musikindustrie dort bereits neue Stimmen an den Start bringen, die schwer oder zumindest mittelschwer an das Original erinnern. Aber keine Exzesse mehr, bitte! Beide Kandidatinnen scheinen deutlich familienfreundlicher zu sein. Praktisch ist, dass man bei der Suche nach einer Nachfolgerin nicht einmal schlau vorgehen musste. Man brauchte sich einfach nur dort umhören, wo Amy Winehouse und viele andere wie Kate Nash und Katie Melua ihre Gesangskunst verfeinert haben. Dort, an der BRIT School in Croydon, hatte auch Adele Adkins ihre ersten Auftritte vor größerem Publikum. Äußerlich mag man bei der jungen Lady an Alison Moyet denken, ansonsten aber sind die Parallelen zu Miss W. sehr evident. Die Stimme auf 19 (4)ist ähnlich und „Rehab“-Produzent Mark Ronson hat den Song „Cold Shoulder“ mit Beats und Streichern aufgepeppt. Außerdem ist das Thema Herzschmerz allgegenwärtig. „Why is it everytime I think I ve tried my hardest it turns out it ain’t enough?“, fragt sich Adele in „Best For Last“. Was schon ein wenig verwunderlich ist, denn sie ist ja erst 19. Kann man da schon so gelitten haben?
Die Waliserin Duffy zählt 23 Lenze, hat ganz andere Schulen besucht und bringt einiges an Erfahrung mit. Trotzdem ist Amy Winehouse auch hier präsent – immerhin lautet Duffys erster Vorname Aimee. Und die Musik auf rockferry (3,5) die ihr Bernard Butler auf den Leib geschneidert hat, geht eindeutig zum Schwarzen der 60er Jahre zurück. Der Soul steckt in Duffy, das merkt man sofort. Manchmal übertreibt sie es auch mit dem Gesang, will sie überauthentisch wirken. Schön ist „Hanging On Too Long“, aus dem man Gladys Knight und Candi Staton herauszuhören glaubt. „Mercy“ klingt wie die Wiederauferstehung von Carmel. Sonst bleibt es schon mal gemütlich, will sich kein rechter Schwung einstellen. Häufig rauschen die Songs wegen ihrer Kürze am Hörer vorüber. Insgesamt nicht übel. Sowohl für Adele als auch Duffy gilt aber: Wollen beide Damen das (zugegeben sehr hohe) Niveau von Amy Winehouse erreichen, müssen sie noch ein wenig zulegen und es mal mit weniger glattem Zeug versuchen.
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