Can – Anthology

Als Can 2003 den Echo Award für ihr Lebenswerk überreicht bekamen, hielt die überschäumende Laudatio Herbert Grönemeyer, Brian Eno sendete einen Filmgruß, und den Preis überreichten die Red Hot Chili Peppers.

„Deutschland darf sich glücklich schätzen, eine Band wie Can hervorgebracht zu haben“ stammelte John Frusciante ehrfürchtig. Doch statt Applaus folgte teilweises Buhen seitens des aus jüngerer Branchen-Prominenz bestehenden Publikums bei der Danksagung von Irmin Schmidt, Holger Czukay und Jaki Liebezeit. Ignoranz ist eben auch eine Art, sich mit einer Band auseinanderzusetzen, die der auf Seichtigkeit getrimmte Pop-Nachwuchs wohl weder in diesem noch in einem anderen Leben je verstehen wird. Das Positive an dieser Episode: Auch 40 Jahre nach ihren glorreichen Tagen wissen die zum Teil aus der Musikhochschule von Karlheinz Stockhausen hervorgegangenen Provokateure Can noch immerzu polarisieren. Wer sich mit der nicht immer einfachen Klangwelt der einst in Köln beheimateten Can anfreunden möchte, kann das über die erneut aufgelegte Doppel-CD Anthology tun. 29 Tracks aus 13 Alben der Jahre 1968 bis 1989. Auch wenn es schwierig erscheint, aus dem umfangreichem Oeuvre eine Auswahl zu treffen. Bevorzugen doch die einen das anarchische Frühwerk von monster movie, taco maco und Ecebamyasi. Andere die gemäßigtere mittlere Phase von future days, soon over babaluma, landed und flow motion. Eine dritte Spezies schwört auf SAW DELIGHT, OUT OF REACH und Can, die in der erweiterten Besetzung mit Bassist Rosko Gee und Perkussionist Reebop KwakuBaah aufgenommen wurden. Zwischen Can (1979) und rite time (1989) klafft eine zehnjährige Kreativpause mit einem wiederum veränderten Klangverständnis. Über die Jahre hatten Can zwei, nein, drei Vokalisten: Malcolm Mooney und Damo Suzuki folgte der 2001 verstorbene Gitarrist Michael Karoli. Auch soll es Zeitgenossen geben, die bis heute behaupten, das Werk von Can würde prinzipiell höher eingeschätzt, als verdient. Merke: Legendenstatus schützt nicht vor der Torheit Unwissender. Wer sich wirklich auf Can einlassen möchte, bekommt mit „Mother Sky“, „You Doo Right“, „Father Cannot Yell“,“Halleluwah“, „Spoon“ und „Dizzy, Dizzy“ hypnotische Songs zu hören, die möglicherweise sein Weltbild zum Einsturz bringen könnten.

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