Mariachi -The Sound Of Hysteria & Heartache
Eigentlich wissen wir nichts. Mariachi ist jedem Mexiko-Touristen zwar schon einmal begegnet, in Form von Cassetten mit grinsenden Sombrero-Trägern auf dem Cover und dieser affektierten Partymusik, in der sie dauernd krähen und jauchzen. Irgendwie alles zu viel. Mariachi hat, der Legende um Kurzzeit-Kaiser Ferdinand Maximilian sei Dank, den Sound der Marschmusik ins Mexikanische geholt. Mit den Blasinstrumenten aus Europa, mit Gitarre, Harfe, Guitarrón, Violine und gelegentlich Maracas, wurden die Volksmusiken Mexikos verpoppt und hübsch gespielt, bis die Fraktion der Kulturbewahrer Sturm lief (und der Rest tanzte). Es ist richtig, dass Mariachi in der ernsthaften Musikforschung allenfalls als Touristenspektakel betrachtet wird, was die nur unzureichend ernsthafte Popmusik natürlich nicht daran gehindert hat, den Sturzbächen seufzender Geigen oder jubilierender Trompeten Einlass in ihre profanen kleinen Songs zu gewähren. In den Sehnsuchtsmelodien von Calexico etwa entwickelten Mariachi-Trompeten sogar Markenzeichenqualitäten. Klar, dass Calexicos Spaghetti-Mariachi-Hymne „Minas de Cobra“ vom Album the black light (1998) auch Einlass in diese angenehm subjektive Zusammenstellung gefunden hat. Wie weit die „Instrumentalisierung“ des Mariachi gehen kann, demonstriert Ostermayer mit dem käsegesichtigen Mighty-Dub-Katz-Hit „Magic Carpet Ride“ Du darfst auch Club-Med-Mariachi dazu sagen. Zwischen diesen beiden Extremen liegen-auch auf diesem Album-noch allerhand Annäherungen und musikalische Mixturen, von Toshinori Kondos Maschinen-Mariachis bis hin zu Willy De Villes Gringo-Version des Hendrix-Klassikers „Hey joe“ und Kevin Ayers stilsicherem Spiel mit den Idiomen im „Fake Mexican Tourist Blues“. Und die mexikanischen Originale? Wir hören schnulzierende Kinderstars und möchten Heintje auf der Stelle verzeihen, bei Yolanda del Rio verkommt das Schluchzen zu einer sich selbst parodierenden Unterhaltungsform. Oder haben wir uns da verhört? Das ist dann der Preis der Folklore. Jetzt weiß man mehr.
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