The Winnebago Orchestra – Born in the sun
Komische Platte. Man stelle sich Indie-Veteranen der 80er-und 90er-Jahre vor, die eine Nick-Drake-und Jefferson-Airplane-Gedenkband aufmachen-so in etwa klingt das Winnebago Orchestra. Nein, im Grunde ist es häufig ziemlich schön, was die beiden Kernmitglieder Caroline Trettine (Billy-Bragg-Freundin) und Spencer Roberts (alter C-86-Statist) auf dieser Platte veranstalten: Es zupft und flötet weltverloren, dazu singt Madame Trettine wie ein weiblicher Nick Drake im Weizenfeld. Ab und an kommt eine Trompete angetrötet, mit zunehmender Spieldauer wird die Platte immer verzärtelter, born in the sun ist Musik, die sich aus der Zeit herausgestohlen hat, um künftig in einem Kokon aus eklektisch zusammengeklaubten Erwachsenen-Pop-Bezügen zu hausen. Indie-Hippie-Pop einer alten, mit Moos überwucherten Schule. Manchmal wird es wirklich berückend schön: Etwa in „Happiness“. indem über das Glück gesungen wird, wie es der Herbst wohl über das satte Grün sommerlicher Bäume und Wiesen täte. Oder in „Nowhere“,das sich wie ein schwebender Rauchteppich ins Nichts zu verkrümeln scheint, aber von einem Mazzy-Star-artigen Refrain gerettet wird.Aber da ist mehr als nur ein irritierendes Element, das häufig dem Genuss im Weg herumsteht: Über dem gesamten Album liegt die Aura weit abgewandter Töpfer- und Brotbacker-Sekten mit Stonehenge- und Ballonmützen-Fimmel; das Zart-Poetische verflüchtigt sich zuweilen etwas zu sehr ins Herzlich-Egale. Für ein tolles Album hätte man sich etwas mehr Homogenität, etwas mehr Erdung und Wumms gewünscht. Und zwei, drei zupackendere Songs.
www.myspace.com/thewinnebagoorchestra
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