Amy MacDonald – This is the life
Im September vergangenen Jahres zupfgeigenhanselte sich Amy MacDonald tapfer und unter wohlwollendem Applaus durch das Vorprogramm von Paul Wellers kurzer Deutschland-Tour. Es fiel bisweilen schwer, nicht an Tracy Chapman zu denken. Wenn es doch kurz gelang, dann nur deshalb, weil man just eine Idee davon bekam, wie es wäre, wenn die 80er-Brummschnalze Jennifer Rush Lagerfeuer-Lieder intonieren würde. Nun kommt also das Album -eine Platte, die es, in Großbritannien als juvenile Singer/Songwriter-Ergänzung zu Razorlight/Killers beworben, dort auf Platz 1 der Charts schaffte – Von einem sympathischen 20-jährigen Indie-Mädchen,das, so sehen das Plattenfirma und englische Käufer, ebenso tiefempfundene wie alltagsaufmerksame Lieder schreibt. Selbst mit viel gutem Willen muss man leider sagen: Diese Musik – ebenso wie viele ihrer Anpreisen die hier tüchtig mit der Unschulds- und Echtheitskeule prügeln verwechselt zu häufig Unschuld mit Einfalt, Kitsch mit Poesie und Cat Stevens mit Ray Davies. Ständig wird Schlichtheit und Bodenständigkeit beschworen, in Bildern, die anderswo längst abgehangen wurden. Die „Youth Of Today“ wird verteidigt, alltägliche Hektik gegeißelt und die Prallheit des Lebens gefeiert. Alles jedoch so saturiert, aufgeräumt und bieder, dass man sich am liebsten das Rauchen angewöhnen möchte, nur um auf den Fußboden zu aschen. This is the life verwaltet zu oft textliche und kompositorische Naheliegenschaften, die uninspirierte Produktion (die interessanterweise jegliche von den MacDonald-Verkäufern so geschätzte Unbändigkeit endgültig wegproduziert) tut ihr Übriges. Es wäre alles nicht so trist, wenn im Hintergrund nicht solch ein Tohuwabohu um diese junge Frau gemacht würde. Ein paar ihrer Einfälle sind hübsch: „Footballer’s Wife“ ist ein Lied, das man etlichen wandelnden Promi-Ärgernissen gerne auf die Schlafzimmerdecke drucken würde, und auch sonst gelingt MacDonald immer mal wieder ein kleiner lyrischer Dartpfeilwurf. Aber auf die Länge eines Albums und vordem Hype-Hintergrund ist das hier einfach viel zu wenig. Mac-Donald wird sicherlich wachsen; sie wird ein paar Dinge erleben und Grauzonen entdecken. Es wäre schön, wenn man ihr dann noch einmal unvoreingenommen zuhören könnte. VÖ:7.3.
>» www.amymacdonald.co.uk
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