Mary J. Bilge – Growing Pains

Niemand macht in seinen Songtexten so viel Gebrauch von der Ich-Form wie die Sängerin aus dem New Yorker Vorort Yonkers. I’m a grown woman. can’t you see“, stellt sie in Gegenwart von Ludacris und harten Hip Hop-Beats fest. Nur ein Beispiel. Aber ein treffendes. Auf 15 Jahre Frontfraurolle im R’n’B kann Mary J. Blige nun schon zurückblicken. Dies ist ihr achtes Studioalbum, besser war sie selten. Allein schon deshalb, weil es nicht die ganze Zeit in derselben Midtempo-bis-Balladenform durchläuft wie zuletzt auf the BREAKTHROUGH. „You know I love music and every time I hear something hot, it makes me wanna move“. sagt Mary J. Blige an einer Stelle einführend. Der dazugehörige Song ist ein echter Tanzfeger. Geschrieben wurde er von den Leuten, die Rihanna im vergangenen Jahr erfolgreich unter Schirmherrschaft stellten. Von gestern ist die Dame also noch lange nicht, auch nicht mit ihren 37jahren. Stattdessen setzt sie sich überzeugend als Soul-Powerfrau für viele Generationen in Szene. Der im R’n’B zurzeit sehr gefragte angedeutete Techno-Sound schwirrt hier genauso durch die Tracks wie der auch wieder gerne genommene Frühachtziger-Funk-Vibe. „Till The Morning“ etwa klingt wie eine leicht beschleunigte Version von Mtumes „Juicy Fruit“. Dann plötzlich ein Abstecher in die Ästhetik der Manhattans oder Chi-Lies in „Hurt Again“. Auf growing pains gibt’s Altes und Neues in einem Paket, ohne dass das auch nur ansatzweise bemüht oder müde abgeklatscht klingt. Sicher, die ein oder andere softe Berieselung muss man sich am Ende des Albums gefallen lassen. Das ist aber durchaus auszuhalten. Denn Mary J. Blige ist voll da, spricht von sich, ihrem Eheleben, ihren Forderungen, ihren Wallungen. Da staunt man ein paar Male nicht schlecht.

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