Robyn Hitchcock – I Wanna go backwards

Manchmal sollte man nicht „wieso“, „weshalb“ und „warum gerade jetzt“ fragen: Eine 5-CD-Robyn-Hitchcock-Box aus den ersten Post-Soft-Boys-Jahren, darunter die 2-CD-Kollektion WHILE THATCHER MAULED SRITAlN 3,5- mit Outtakes und bisher unveröffentlichten Tracks von 1982 bis 1990, veröffentlicht vom nicht gerade Grammy-verdächtigen US-Roots- und Alt-Rock-Label Yep Rock!?! Warum gerade das etwas schwächere ’88er-Album eye 2,5 in diese Auswahl gefunden hat (statt des definitiven Hitchcock-Erlebnisses GroovY Decay von’82), wird mir so schnell niemand verraten. Schwamm drüber, es gibt keinen falschen Moment für eine Neuauflage von Robyn Hitchcock, dem enigmatischen Songschmied und Erfinder der intergalaktischen Soft Boys, die den Punk-Rock lediglich ein paar Spielzeiten zu früh reformierten. Hitchcock mag ja zu den Leuten gehören, die vier, fünf geniale Songs in 40,50 Variationen aufnehmen konnten-und immer noch können, wie 2006 auf dem Album Olé! tarantula nachzuhören war. Aber seine Aufnahmen zeugen von der Liebe für gefährlich frei fliegende Melodien, die Robyn Hitchcock mit der Stimme eines elektrisch verstärkten Wandersängers uns ans Herz drückte. „Brenda’s Iran Sledge“auf dem Solodebüt black sanke diamond ROLE 1981-sein „weißes Album“: 4,5 ist so ein Hitchcock-Übersong: Brenda hieß sein Lieblings-Teddy in Kindertagen, jetzt war aus Brenda die Eiserne Lady Thatcher geworden. Bei aller Aktualität wirkten die späten Soft Boys und derfolgende Solo-Hitchcock im Wave- und Pop-Strom der frühen 80er wie „the wrong ship on the wrong planet“ (Hitchcock). Mit seinen raumgreifenden Bananen-Melodien lösten wir Fans ein Rückticket in den Psycheledic Pop der Sixties-in der Interpretation eines etwas komischen Beatles-Adepten. Den ’84er Nachfolgen often dream of trains 4 (sein „grünes“ Album) hatte Hitchcock nicht mehr mit der Soft-Boys-Kerntruppe aufgenommen, es ist sein Akustik-Folk und Piano-Album geworden.es perlt und schrabbelt ganz einzigartig. Muss man allein haben wegen des sensationell weggehämmerten „Sometimes I Wish I Was A Pretty Girl“-ein Song, um den John Cale heute noch betteln würde, wenn erden Text von der Musik trennen dürfte. Robyn Hitchcock blieb später die ganz große Popularität verwehrt, und das hing wieder einmal mit den Beatles zusammen. Einer der letzten Studio-Tage der black snake diamond role-Sessions war der 9. Dezember 1980, am Abend zuvor war John Lennon von einem Fan erschossen worden. Warum müssen eigentlich immer die falschen Leute dran glauben? „Das ist der Preis dafür, dass du in die Köpfe der Menschen eindringst“, sagte Hitchcocks Bassist Matthew Seligman. Robyn Hitchcock hat sich das zu Herzen genommen. Er hält den Ball seitdem schön flach und spielt für ein überschaubares Häufchen von Anhängern.

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