Massacre – Lonely Heart

Gut Ding kann ruhig reifen, man soll ja nichts übers Knie brechen. Und so hat es das von Gitarist Fred Frith und Bassmann Bill Laswell 1980 gegründete Massacre-Trio erst auf eine Ausbeute von drei Alben gebracht. Auf zwei Exemplaren hat Charles Hayward den hybriden Prog-Rock-Jazz mit High-Speed-Schlagzeugspiel auf Trab gebracht, sodass die Erwartungen jetzt ziemlich hoch waren. Angesichts von Album Nummer vier, dessen Material zwar auch schon vier Jahre auf dem Buckel hat. Doch in den Livemitschnitten vom Pariser Festival Sons d’Hiver sowie vom dänischen Roskilde Festival stecken genau diese heftig zuckenden, mittonnenschweren Dub-Rhythmen, robusten Rock-Riffs und Free-Stilismen gespeisten Elementarkräfte, die gegen jedes Verfallsdatum immun sind. Aufweiche Wildlaufbahn die fünf Stücke nun im Einzelnen geschickt worden sind, darüber schweigt das Booklet. Zurückgehalten hat sich das Trio nirgendwo; vier der fünf Tracks besitzen die animierende Energie zum heimischen Headbangen. Der Rest bietet pyrotechnische Experimentierlust auf höchstem Niveau. Fred Frith legt atemberaubende Langstreckenläufe hin, schlägt diabolische Haken und ergeht sich in psychedelischem Wahnsinn. Bei Laswell dampfen und glühen die Saiten magmaheiß. Und Charles Hayward erweist sich einmal mehr als unkalkulierbarer, tausendarmiger Meister des muskelgestählten Stop-and-Go am Schlagzeug. Nach so viel aufregender, abenteuerlicher Schweißarbeit wird klar, warum es von Massacre nur alle paar Jahre ein Album gibt.

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