Murder – Stockholm Syndrome
Bären lieben ja bekanntermaßen Honig. Das wissen schon die Bilderbücher, die man kleinen Kindern am Abend vordem Einschlafen ans Bett trägt: Hier tatzen kleine Teddys in Bienenstöcke und streichen sich die raue. schwere, süße Masse genießerisch über die Lippen. Doch gibt es auch eine melancholische Variante des Bärenidylls. Quasi eine Adult-Version des Kinderthemas, die das ungleiche Paar Bär und Honig künstlerisch beleuchtet-in Form des dänischen Duos Murder. Schon mit seinem Bart, dem runden Gesicht und seinem wuchtigen Körper wirkt Sänger Jacob Bellens wie ein Bär. Dazu passt seine Stimme, die bisweilen vorsieh hinbrummt, als dröhne sie aus einem tiefen Keller durch die Decke ins Wohnzimmer hinauf. Dieser Mann singt zwar nicht von Honig, dafür aber von schlafenden Bienen. Und das ist mindestens genauso zuckrig-morbide. Sowie die vielleicht einzige hittaugliche Single „When The Bees Are Sleeping“ liefern auch die anderen musikalischen Mini-Dramolette auf Stockholm syndrome nichts als süße Schwere – in unterschiedlichen Varianten. Süß, da Murder ihre Instrumente- allesamt akustisch und so gut wie keine Drums-mit geradezu poetisch-schwärmerischem Duktus einsetzen; schwer, da sie harmonisch in die tiefsten Abgründe des Folk, des Country und der progressiven Singer/Songwriterszene hinabschreiten. Murder sind eben zwiegespalten. Obwohl ihre Songs so durchschaubar und rein sind wie eine frisch geputzte Glasscheibe, klingen sie doch vielschichtig und verworren, tapsig, komplex und mitunter wie akustische Progrock-Miniaturen. Dahinter aber steckt nicht die viel zitierte nordische Schwermut. Vielmehr spiegelt sich darin das reizvolle Dilemma zweier Männer wider, die in ihren Liedern gerne mit filigraner Leichtigkeit herumsurren würden wie die Bienen; doch die Schwerkraft drückt sie immer wieder zu Boden. So wie zwei dickleibige Bärenkörper VÖ: 25.1.
www.myspace.com/murderdk
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