Dr. Dog – We all belong

Freitagnachmittag, der Rest der Redaktion ist zu einem zukunftsweisenden Seminar ausgeflogen, im unerreichbar scheinenden Außerhalb des Fensters prügelt der Winter das letzte Herbstlaub aus Flora und Fauna, und das Wochenende graut. Die RAF hätte diesen Zustand als Isolationsfolter verkauft. Ungefragt und in einem beliebigen Moment streift der stiere Blick durch dieses emotionale Ödland ein Album, das da in seiner antiquaren Verpackung noch einer Besprechung harrt. Der Beipackzettel informiert über die Namen der Bandmitglieder: Taxi, Tables, Text, Time und Thanks. Etwas Recherche weist einen Zusammenhang zwischen bürgerlicher Existenz und Künstlernamen auf: Der bereits ausgestiegene Trial alias Andrew Jones ist beispielsweise beurkundeter Rechtsanwalt; das bis dato regungsfreie Gesicht entfremdet sich zu einem dümmlichen Schmunzeln. Mit den ersten Tönen dieses Albums gibt es seine Konturen vollends auf: Fassungslose Begeisterung ob dieser Größe! Dieser Seele! Dieser Perfektion! Das zweite Album von Dr. Dog trifft, ohne zu zielen, es ist einfach nur da. Und es bleibt. Es ist verlässlich, vielschichtig wie ein guter Freund, auf den Punkt gebracht wie die große Liebe. Meisterhaft arrangierte, mit Pauken und Trompeten instrumentierte Essenz nordamerikanischen 60s-Pops – weitab von Altbackenheit, inmitten zeitloser Schönheit. Als sich die Frage aufdrängt, ob es sich schon geziemt, diese Band in Vergleichsnähe zu den Beach Boys zu bringen, singt Tables doch glatt „Is this the worst trip you ‚ve ever been on?“ Sie erinnern sich an „Sloop John B.“s Kernaussage „This is the worst trip I’ve ever been on“? Josef Winkler nennt das „Hirnnimmern“. Und um auch noch Kollege Lindemann, zugegeben kaltschnäuzig aus dem Kontext gerissen, zu zitieren: „Ein Tor zu einer völlig anderen Welt. Ich kann nicht begründen, warum mich diese Platte so unfassbar glücklich macht“ Leute, kommt wieder her! Ich möchte eine Verlobung bekanntgeben! VÖ: 18.1.

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