Delbo – Grande Finesse

Knifflige Lieder über die menschliche Existenz im Allgemeinen und den Daseinsschmerz im Besonderen: Delbo und ihr Album Nummer vier.

Nichts gegen das Heilsgetränk an sich. Aber alles gegen die fortschreitende Latte-Macchiatoisierung in der deutschen Populärmusik. Als erfolgreiche Vertreter dieses ästhetisch bedenklichen Trends sind zum Beispiel Revolverheld zu nennen, und natürlich auch Ich+Ich; man höre nur deren esoterischen Dauerlutscher „Stark“. Doch fern von jedwedem Erbauungslyrikquatsch und abseits der hinlänglich bekannten Guten (Tocotronic, Die Sterne, Tomte, Kettcar usw. usf.) gibt es Bands, die sich kluge Gedanken machen. Über die Auffahrunfälle des Lebens, über die menschliche Existenz im Allgemeinen und den Daseinsschmerz im Besonderen. Delbo ist so eine Band. Grande Finesse heißt ihr mittlerweile viertes Album, und es hantiert gekonnt mit dem, was vom Post-Rock übrig blieb, spielt mit Pop, ohne auf Catchynesszu setzen, und setzt auf abstrakte Texte, die vor allem eins nicht zwangsläufig müssen: sich reimen. Gut, wenn Daniel Spindler (sprech-)singt. kann auch das mal vorkommen. Wichtiger ist dem Mann jedoch, dass er in den Songs dem alten Affen Alltagsangst keck ins Antlitz blickt. Gespickt mit Disharmonien sind die Melodien von Delbo zuweilen, die Melodien brechen auch schon mal mittendrin ab, machen ein Päuschen-und kommen dann umso nachhaltiger zum Menschen zurück. „Hermelin“ ist so ein Song, bei dem das prächtig funktioniert. Pose ist hier gar nichts, Poesie mit Widerhaken dagegen jede Menge. Und dann kommt wieder ein so kluges wie karges Zusammenspiel von Gitarre. Schlagzeug, dem Bass und all das, sich verdichtende Strukturen, bei denen der Krach dennoch keine Chance hat. Latte Macchiato ist manchmal ein „Coffee to go“;Grande Finesse ist Musik to listen to. Immer. VÖ. 25.1.

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