Rufus Wainwright – Rufus! Rufus! Rufus! Does Judy! Judy! Judy! – Live at the london palladium

Neben viel guter Kritik hat Rufus Wainwright auch Prügel bezogen für sein Remake des legendären 1961er-Auftritts von Judy Garland in der New Yorker Carnegie Hall. Von konservativen Kreisen zumal, die das Erbe der großen Garland nur ungern von einem offen homosexuellen Paradiesvogel wie Wainwright „in den Dreck gezogen“ sehen wollten. Auch wenn hier natürlich die falschen Motive zugrunde lagen: Bedingungslos abfeiern muss man Wainwright für seine Ehrerweisung vom 4. Juni 2006, die doch eher als selbstgefällige Bauchpinselei daherkommt, nun auch nicht unbedingt. Zwar nimmt sich der Kanadier angesichts des hochkulturellen Ambientes mit 36-köpfigem Orchester unter der Leitung von Brodway-Star Stephen Oremus und allem Drum und Dran ein bisschen zurück, agiert nicht ganz so überkandidelt wie gewohnt. Aber ein bisschen mehr Bescheidenheit würde man sich mitunter schon wünschen: Sich selbst ließ er auf Plakaten gewohnt großspurig als „The World’s Greatest Entertainer“ ankündigen. Das mag zwar halb ironisch gemeint sein, ist bei einem solch heiklen Unterfangen jedoch unangebracht. Nun kann man über derlei Verirrungen noch liebevoll hinwegsehen, sie zum Wainwright’schen Grundinventar zählen, ohne das der Feuilletonliebling offenbar nicht auskommt. Das eigentliche Problem ist ein anderes: Rufus Wainwright ist ein guter Geschichtenerzähler, ein brillanter Performer und Sänger-aber eine alles überstrahlende Jahrhundertpersönlichkeit wie die Garland ist er nicht. Folglich gelingt es ihm nur selten, überlebensgroße Vorgaben mit Leben zu füllen. Schafft man es jedoch, die Originale für einen Moment zu vergessen, bleibt trotz allem eine eindrucksvolle Revue.

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