The Pretty Things – Balboa Island

Ihre exaltierten Bühnenshows dienten nicht nur Led Zeppelin und The Who, sondern auch unzähligen Punkbands als Vorbild, der „Rolling Stone“ kürte ihr Parachute 1970 zum Album des Jahres, David Bowie bediente sich ihres Materials gerne zu Coverzwecken. Größere kommerzielle Erfolge zu feiern aber blieb den 1964 von Dick Taylor, der zuvor bei den Rolling Stones den Bass gezupft hatte, und Sänger Phil May ins Leben gerufenen The Pretty Things, sieht man von einigen Chartsnotierungen in ihren Anfangstagen ab, verwehrt. Kein Wunder also, dass die Briten zwischenzeitlich das Handtuch warfen und sich auflösten. Ein Wunder.dass sie sich in der fünften Dekade ihres Bestehens mal wieder zusammengerauft haben, um ein weiteres Mal ein kraftvolles Stück British Rock und R’n’B von beeindruckender Qualität abzuliefern. Denn auch im stolzen Alter von 43jahren haben The Pretty Things.die mit s.f. sorrow einst das erste Konzeptalbum der Rockgeschichte einspielten, nichts von ihrer Lust am nachdenklich und pathetisch inszenierten Blues und Rock verloren. Mag Balboa island dabei auch von größtmöglicher Routine geprägt sein, ihr Programm emotionslos abzuspulen, ist wohl der letzte Vorwurf, den man der Band machen könnte. Alleine die gefühlvolle, akustische Coverversion von Bob Dylans „The Ballad Of Hollis Brown“ und der Gospel „Freedom Song“, die dazu angetan sind, Tränen in die Augen zutreiben, entkräften diesen nachhaltig. Wie auch das überraschend fröhliche „Pretty Beat“, das bluesige „Feel Like Coin‘ Home“ und das wunderschön-balladeske „Dearly Beloved“. Auch den Nachweis, nach wie vor in der Lage zu sein, ganze Stadien zum Tanzen bringen zu können, liefern die alten Herren mit „All Light Up“ in eindrucksvoller Manier ab. Auch wenn sie diesen Moment in Ausklang ihrer Karriere bedauerlicherweise wohl kaum noch erleben dürften. www.prettythings.net