I like Chopin :: EternalSonata

Die Fieberträume eines sterbenden Klasstiekompontsten als Anime-Bilderrausch auf der Xbox.

Alles schimpft immer darüber, dass Videospiele angeblich die Jugend verderben. Dabei gibt es schon längst die Theorie, dass man mit Games spielend lernen könnte. Dummerweise sind Titel mit Bildungsanspruch leider meist ziemlich öde. Dieses Spiel macht einen großen Satz in die richtige Richtung: eternal sonata (Namco Bandai, PS3, Xbox 360) scheint auf den ersten Blick den Gehirnwindungen eines Irren auf LSD entwichen zu sein. Aber taucht man erst einmal in die Welt des knallbunten Rollenspiels ein, ergibt plötzlich alles Sinn: Die Handlung findet im Traum des sterbenden Frederic Chopin statt, der im Fieberwahn seiner Tuberkulose dahinsiecht. Doch statt von schrecklich düsteren Vorboten des Jenseits träumt Chopin von einer bunten Welt voller Musik. Aber wie es im Games-Kosmos nun mal üblich ist, gibt es auch hier Feinde zu bekämpfen. Dafür bekommt der Komponist Hilfe von sehr muskalischen Sidekicks: Polka, Salsa, Jazz, Beat, Alegretto heißen die Mitstreiter fürs Gute – und ihre Schwerter sind von ähnlicher Schlagkraft wie Chopins Musik. An jeder Ecke klingt es; der Soundtrack besteht zu großen Teilen aus Chopins Werk. Ganz nebenbei lernt man einiges über das Leben und Werk des Künstlers, musikalische Fachtermini und Geschichte. Alles ist in den Spielkontext eingebunden und wird subtil transportiert. Hinzu kommt, dass „Eternal Sonata“ ganz fantastisch aussieht. Obwohl die Charaktere die typischen japanischen Anime-Vögel sind, kann man sich kaum sattsehen. Allein was dieses Spiel über Farbwahl transportiert, rechtfertigt wahrscheinlich den Kauf eines HD-Fernsehers. Da sieht man gern darüber hinweg, dass die Gegner etwas abwechslungsarm sind. Und nun stelle man sich vor, wohin dieses Spiel uns noch zu führen vermag: Demnächst gibt es vielleicht ein Abenteuer im Drogentraum von Pete Doherty oder vorm Katererwachen Ozzy Osbournes. Nicht auszudenken, wie die virtuelle School of Rock aussehen könnte!