Flaming Lips – U.F.O’s At The Zoo – The Legendary Concert In Oklahoma City

Wann immer sich das popkulturelle Firmament verfinstert und man glaubt, die Musiklandschaft sei eigentlich ein trübes Jammertal, sollte man sich folgender erbaulicher Frage hingeben: „Was in drei Teufels Namen machen eigentlich die Flaming Lips in diesem Moment wohl wieder für einen Quatsch?“

Planen sie gerade das welterste Unterwasser-Konzert? Eine Nikolausfeier in der Oper von Oklahoma? Legen Sie gerade in vier Weltstädten gleichzeitig alte Psychedelic-Rock-Platten auf und lassen das ganze Spektakel von drogensüchtigen NASA-Mitarbeitern ins Al übertragen? Was auch immer die kindlichen Experimentalisten und psychedelischen Pop-Warriorsgerade treiben – soviel ist sicher: Fürs Erste haben sie uns eine vergleichsweise konventionelle üve-DVD geschenkt. Weniger konventionell ist freilich der Rahmen des hier gezeigten Konzerts: Zu sehen sind die Flaming Lips bei einem Live-Konzert im Zoo ihrer Heimatstadt Oklahoma City. Zwar werden-anders als im Bandklassiker Christmas At The Zoo-keine Tiere freigelassen, aber der Rest hier ist genau jener freirädrige Irrsinn, den man erwarten durfte (und den man als Konzertbesucher der Band natürlich schon kennt): Zu Beginn landen die Flaming Lips mit einem Ufo. Nachdem die übrigen Bandmitgliederdem Gefährt entstiegen sind, rollt der Ober-Zampano Wayne Coyne erst mal in der patentierten „space bubble“ eine Runde über die Publikumsköpfe – eine halsbrecherische Aktion, die alle Crowdsurfing-Gepflogenheiten in den totalen Wahnwitz transzendiert. Nachdem er mühevoll wieder auf die Bühne gelangt ist, beginnen die Konfettikanonen zu feuern, Luftballons fallen vom Himmel, Nikoläuse und Alienstanzen enthemmt: Die Flaming Lips spielen ihren euphorisierenden Signatur-Song „Race ForThe Prize“. So geht es weiter: Wir sehen Coyne, der sich vor Freude nicht mehr einkriegt, hysterische Fans in albernen Kostümen, das Casting der Bühnentänzer und immer wieder Coyne, wie er sich auf der Bühne bei seinen lebensbejahenden Monologen um Kopf und Kragen redet. Zwischen die Konzertpassagen hat Regisseur Bradley Beesley, der auch schon die tränentreibende Lips-Doku The Fearless Freaks erstellte, Aufnahmen von kostümierten Fans, zugedröhnten Oklahoma-Freaks und Wayne Coyne beim Zoorundgang und beim Bühnenaufbau geschnitten. Natürlich erreicht der Film nie die anrührenden und abgründigen Qualitäten der FREAKS-Doku, die das Flaming Lips-Leitthema. die große lebenslange Gleichzeitigkeit von Tragik und Freude, am Beispiel der Band selbst zeigt. Irgendwann nach dem zwölften Interview mit irgendwelchen „extra aus Hawaii angereisten“ und als Weltraum-Piraten verkleideten Fans beginnt man sich etwas zu langweilen. Dafür entschädigen die tollen Aufnahmen von Coyne. die ihn beim geradezu meditativen Gaffabandverkleben auf der Bühne zeigen. Ein schöner Film, wie sollte es auch anders sein. Aber letztlich nur ein Dokument, kein Großereignis an sich. Das haben die Lips davon, dass sie solch eigene Kategorien aufgestellt haben. Wir warten auf den nächsten Irrsinn!

www.flaminglips.com