John Vanderslice – Emerald City

Nach den Dixie Chicks, nach Bruce Springsteen, Neil Young und Conor Oberst war unser Bedarf an Künstlern aus dem großen Sinnloch Amerika gedeckt, die sich am 9/11-Trauma und dessen Spätfolgen im Sinne des System abarbeiteten. Wenn jedoch einer wie John Vanderslice aus der Ära der Paranoia erzählt, dann geht das in Ordnung. Der Kalifornier hatte bereits auf dem Vorgänger Pixel Revolt in den amerikanischen Wunden gestochert, auf Emerald City führt Vanderslice seine Erzählungen vom amerikanischen Albtraum konsequent fort, nachzuhören im finalen Track der US-Version des Albums, „Central Booking“, in dem es den Sänger und Songwriter ins Autobiografische treibt: US-Immigrationsbehörden haben den Visa-Antrag seiner französischen Freundin abgelehnt. Wer möchte, darf Emerald City jetzt als Replik auf das Post-9/11-Amerika lesen. Vanderslices Neue erscheint in Europa mit zwei Bonus-Tracks, die den Amerikanern vorenthalten wurden. Das Album wäre nur halb so gut, würde Vanderslice der Versuchung erliegen, die textliche Schwere mit vergleichbaren musikalischen Mitteln zu unterfüttern. In diesen Songs aber verbindet sich das Leichte und Verspielte gerne mit dem Kantigen und Brüchigen, das Persönliche mit dem Fiktiven, wenn das überhaupt einen Gegensatz ausmachen sollte. Manchmal verschwindet all dies in einer Melodie der vielen Stimmen, die um die Verwundungen und Ängste nach dem 11.9.2001 kreisen („Kookaburra“, „The Parade“), Emerald City wird in der Liga reifer Singer/Songwriteralben 2007 einen der Spitzenplätze einnehmen-hervorragend austariert zwischen kleinen, warmen Küchenliedern und prachtvollen, bollerigen Rockhymnen von irgendwo da draußen, wo das Trauma unaufhörlich seine Runden zieht.

www.johnvanderslice.com