Sunset Rubdown – Random Spirit Lover

Wer jetzt freudig irritiert „Was, schon wieder eine neue Sunset Rubdown?“ ruft, hat vergessen, dass der im September in Europa veröffentlichte Vorläufer Shut Up I’m Dreaming auch schon anderthalb Jahre auf dem Buckel hatte.Musikalisch liegen zwischen den beiden Alben des Wolf-Parade-Sängers und -Keyboarders zwar keine Welten, aber Random Spirit Lover legt genauso viele Spuren in das vermeintliche Hauptwerk des genialen Montrealers (Wolf Parade) und in das wirre Treiben, an dem er sich seitwärts beteiligt (Frag Eyes.Swan Lake), wie in die Anfänge dieses „Soloprojekts“. Wobei Sunset Rubdown schon länger eine richtige Band sind, sie rocken & rollen heute auf ihre eigene Art und nähren sich stets aus den bizarren Privatmythologien des Spencer Krug, die diese irrsinnige, metastasierende Songsammlung so richtig unterfüttern. Krug lässt sein Songpersonal auf Leoparden reiten und von der Lust an der Blutsaugerei erzählen, dazu spielen Sunset Rubdown einen manischen Stop-And-Go-Rock mit Glockenspiel, der von Krugs sich überschlagender Stimme in Höhen und Tiefen, in spärlich aufgesuchte Ecken der Lied kulturgefahren wird – und in ein Chorwerk mündet, das keine Vergleiche mit „You Cant’t Always Get What You Want“ zu scheuen braucht. Überhaupt, diese Stimme: Mit Random Spirit Lover dürfte Krug sich einen Eintrag im Lexikon der Rock-Stylisten gesichert haben, als hinreißender Heuler, lustvoller Lamentierer, als ein großes Kind mit mehrfach gebrochener Stimme. Manche Stückeverweisen auf archaische Songformen, „For The Pier“ ist tief im Herzen ein Chanson, „Child-Heart Losers“ könnte ein jahrhundertealtes Kinderlied sein. Und sonst? Katatonische Kirmesmusik, Ovale, ausgebeulte Dramen mit Cembalo und leicht verstimmtem Piano, allüberall wildes Lalala. Random Spirit Lover hat die Neugierde auf das kommende Wolf-Parade-Album in enorme Höhen getrieben.

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