The Raveonettes – Lust Lust Lust

Die glorreichen b-Moll-Zeiten sind lange vorbei, die Tage des Whiplash Rock’n’Roll gezählt, wer sich heute eine Raveonettes-Platte zulegt, muss sich auf größere Feedback-Anteile, einen fast fünfminütigen Song und ein paar halbaktuelle Beats (bäh, sagt der traditionsbewusste Raveonetter) einrichten. Sune Rose Wagner und Sharin Foo sind eine Band auf Zuruf, er lebt und schreibt in New York, sie arbeitet in LA-wenn sie zusammenkommen, bilden sie immer noch die Raveonettes, die man, der Übersichtlichkeit halber, im Plattenregal gerne in die Dänemark-Ecke stellen darf. Was diesem neuen Album fehlt, ist der Trash-Anteil oder die Wir-erobern-die-Welt-Chuzpe, manchmal stehen die Songs der Raveonettes wie gewollt und nicht gekonnt da, begonnen und kaum zu Ende gedacht. Traumtänzer-Rock’n’Roll mit Dick-Dale-Gitarren und dem Tschingderassassa aus dem Zauberkasten von Phil Spector. Ein Stück heißt ironischerweise (?) „Dead Sound“, ein anderes „The Beat Dies“. Die homöopathischen Noise-Dosen, die auf dem 2003er EP-Debüt Whip It On zu bewundern waren, haben dünnen, aber extrem hochgezogenen Gitarrenwänden aus der Jesus-&-Mary-Chain-Schule Platz machen müssen, die alle Rhythmen unter sich begraben, leider fehlt dem Werk die Erdung und Verankerung. Die besten Raveonettes-Songs leuchten heute nur noch aus der Ferne. Vielleicht liegt das auch daran, dass Shann Foo, das Six-Foot-Mädchen aus dem 50s-Fantasialand, nicht mehr Gitarre spielt und sich auf das Absingen dieser dunklen Lieder konzentriert. Vielleicht hatte ich Lust Lust Lust aber einfach doppelt so laut hören sollen.

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