Oh No Ono – Yes
Begreife und fürchte dich nicht: Diese Band hat aus den Schandtaten der 80er-Jahre eine viel-versprechende Disco-Pop-Dröhnung produziert.
Wahrscheinlich kann man dieses Album am besten begreifen lernen, wenn man mal vom studentenwitzigen Bandnamen mit dem dazugehörigen Albumtitel absieht, vergisst, dass Oh No Ono aus dem popmusikalischen Unterzentrum Dänemark stammen und wir das Jahr 2007 schreiben. Es gibt also noch kein Ed-Banger-Label, keine neuen Role Models für die Gattung Disco, und unsere Vorstellungskraft reicht nicht einmal für ein Album wie das von Justice aus. Wir stellen uns also dumm… und feiern Party like it’s 1983. Wobei das ein wenig böse ist, den Songs von Oh No Ono haftet immer etwas Künstliches, Überdrehtes an, das die Originale aus dieser Zeit selten zu bieten hauen. Man könnte auch sagen: Jungs mit zweitklassigen Strokes-Frisuren haben Slap-Bass, Plastik-Keyboards und Cyber-Funk wiederentdeckt, um eine halb ironische Disco-Pop-Revue aufzuführen. Ein Song trägtja auch den programmatischen Titel „I’m The Only Undead“ – als Untote einer Ära, deren Schandtaten die Hälfte aller Musikexpress-Leser noch mitbekommen haben dürfte, lehnen sich Oh No Ono ganz schön weit aus dem Fenster. Das muss man sich erst einmal trauen. Besäße ich Yes auf Schallplatte, würde ich sofort nachschauen, ob das Ding versehentlich auf 78 Umdrehungen in der Minute läuft. Oh No Ono spielen hyperaktive Synthie-Popsongs, die von einem mit Helium aufgeblasenen Sänger konsequent ins Fantasieland geträllert werden und sich vor keiner Peinlichkeit fürchten; weder vor gelben Karottenhosen-Grooves noch vor duranduranschen Traumtänzereien. Dazu schwirren so allerhand Melodien im Räume herum, manchmal vereinen sie sich zu prima Refrains, ab und an lösen sie sich in Luft auf, als wollten sie nur mal vorbeischauen, hallo, wir sind die Avantgarde von morgen. Die Lennon-Witwe im Bandnamen ist also gar kein Witz, und Oh No Ono ist Babysprache wie Kajagoogoo, so langsam begreife ich.
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