Kid Rock – Rock N Roll Jesus

Sein letztes Album wurde in Europa vor sechs Jahren veröffentlicht. In der Zwischenzeit hat Kid Rock aufgepumpte Wasserstoffperoxid-Blondinen geheiratet, sich mit tätowierten Rock’n’Roll-Monstern geprügelt und die amerikanischen Truppen im Irak mit lustigen Geschichten zur Wandergitarre aufgeheitert. Doch jetzt, da wir ihn eigentlich nur noch aus der Boulevardpresse kennen, besinntsich Herr Rock nicht nur seiner Musik, er gibt sich auch so erwachsen wie nie zuvor, Rock N Roll Jesus ist (trotz des prahlerischen Titels) ein ganz und gar untypisches Album für America’s Bad Ass: Eine ehrgeizige Mischung aus R’n’B, Rock und Soul, wobei er auch schon mal einen stilvollen Boogie Woogie in bester Fats Domino-Manier schmettert, waschechten Country & Western intoniert, eine Runde Southern Rock und Metal röhrt, sich an Cajun und tränenreichen Balladen versucht odereinfach nurden Blues singt. Ein Spiegelbild der amerikanischen Musikkultur, die er aus dem Effeff beherrscht, während sein bewährter Rap-Rock, mit dem er bekannt wurde, nur noch ein einziges Mal zum Einsatz kommt. Eine faustdicke Überraschung. Ganz im Gegensatz zu den Texten. In denen ist Robert James Ritchie immer noch Kid Rock, der Dünnbier saufende Vollprall, der BBQs, Statussymbole, derbe Spaße und vor allem langbeinige Frauen liebt. Die werden in den zwölf Stücken denn auch mit anspruchsvollen Reimen wie „I wanna fuck you like I never see you again“ („So Hott“) und „I fuck hot pussy until it’s cold“ („Sugar“) gewürdigt – während Ex-Frau Pamela Anderson mit dem liebreizenden „Half Your Age“ bedacht wird. Motto: Meine Neue ist halb so alt wie du. aber doppelt so heiß. Ein echter Schenkelklopfer. Zudem findet der Kid, das muss man ihm zugute halten, auch erstmals kritische Worte gegen die Bush-Regierung, religiöse Fanatiker und patriotische Hardliner. „Amen“ ist seine Karriere-Debüt in Sachen political correctness. Und allein das zeigt: Es besteht noch Hoffnung. Selbst in Redneck-County.

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