Grizzly Bear – Friend

Seit Ed Droste sein Soloprojekt Grizzly Bear zu einer Band Of Four hat auswachsen lassen, blüht es an allen Ecken und Enden im Soundgarten des Brooklyn Boys. Was das Yellow House-Album in die engere Auswahl für die Jahresbesten 2006 rückte, ist mit dieser 11-Track-Sammlung noch einmal nachzuvollziehen-die Lust an der semisinfonischen und geräuschigen Gestaltung kleiner Folksongs aus dem Hexenkessel der privaten Miseren. Dabei legen Droste, Taylor, Rossen und Bear auf Friend genauso viel Freude bei der Aufhübschung wie bei der Dekonstrukion von Songs an den Tag. Friend versteht sich als klassisches Weiterverarbeitungsalbum, es enthält Coverversionen, Neuaufnahmen. Kollaborationen,ja, und immense Resonanzraumvergrößerungen. „Alligator“ vom Debüt Horn Of Plenty wird in der 5-Minuten-Version mit Zach Condon (Beirut) und den Dirty Projectors zu einem epischen Chor-Beitrag mit zerstörerischem Bass-Trommel-Donner, so ungefähr, als hätte man die Beach Boys mit den Swans für ein paar Minuten in ein Studio gesperrt. Darauf folgen ein mörderisches Crystals-Cover(„He Hit Me“) im eleganten Indie-Wall-Of Sound und eine an die Liveshows angelehnte E-Gitarren-Version von „Little Brother“, gefolgt von Chris Taylors Beitrag zur kompetenten Selbstzerfleischung („Plans“). Die Band Of Horses wirft die Melodie desselben Songs in ein luftiges Stück Mountain Music mit Banjo und Pianobegleitung, und auch das funktioniert richtig gut. Es gibt auch eine neue Aufnahme hier-Daniel Rossens Heimarbeit mit Gitarre, „Deep Blue Sea“, gehört zu den rührendsten Songs, die unter dem Logo Grizzly Bear bisher erschienen sind. Dazu ein sich selbst überschlagendes Surf-Instrumental mit Beirut-Bläsernals Hidden Track. Die zehn Songs gewähren einen atemberaubenden Panoramablick auf die Kulturlandschaft, in der Grizzly Bear inzwischen ihre Runden ziehen, und wenn ab und an ein paar Noise-Brocken von den Folk-Gebirgen auf die weiten Lieder-Ebenen purzeln, kommt sofort Freude auf. Einen besseren Appetitmacher auf das kommende Album kann ich mir nicht vorstellen.

www.grizzly-bear.net