Love Is A Mix Tape
Liebesbeziehungen sind wahrscheinlich der undurchdringlichste, unerklärlichste Themenkomplex auf dem weiten Feld menschlicher Verhaltensauffälligkeiten, aber ein paar simple Kleinigkeiten lassen sich allgemeingültig behaupten. Zum Beispiel, dass Gott (so es ihn gibt) vielleicht allmächtig, aber auch ein bisschen langsam ist, weil er gut 160.000 Jahre gebraucht hat, um dem Menschen die Vorzüge der Mischkassette beizuevolvieren, ohne die vom Musikterroristen bis zum Frischverliebten kaum jemand auskommt. Oder: auskam, weil das niedliche Konzept inzwischen ja halbwegs überholt ist. Rob Sheffield, Redakteur des US-„Rolling Stone“ hat einen traurigen Anlass, sich durch seine Mixtapekiste zu hören: Vor zehn Jahren ist seine Frau gestorben, sehr jung und plötzlich. Nun, beim Einzug in eine neue Wohnung, kommen die Erinnerungen an das verlorene gemeinsame Leben und an vieles andere, was – wie die meisten Dinge – immer mit Musik und Mixtapes zu tun hat, und anhand von 15 Kassetten erzählt Sheffield sein eigenes Dasein und die Geschichte seiner Liebe nach, episodisch und assoziativ. Das ist angenehm und erstaunlich leicht zu lesen, manchmal rührend, bisweilen nervig (wenn er allzu angestrengt versucht, „witzig“ zu sein). Man wundert sich über den hie und da atemberaubend schlechten Geschmack des Fachmanns, kramt am Ende selbst die alten Tapes raus und stellt fest, dass qualitative Extreme wohl dazugehören, wie zu allem auf der Welt.
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