Jim White – Transnormal Skiperoo

Auch schon wieder zehn Jahre her, dass Jim White von David Byrne entdeckt wurde. Mit den Jahren ist er immer souveräner, aber auch konventioneller geworden. Mehr als zuvor hat man auf dem vierten Album das Gefühl, dass hier einer irgendwo angekommen ist. Das Verrückte, Unwägbare, das ja Bestandteil der frühen Veröffentlichungen war, ist weitgehend gewichen: „Sometimes you gotta take off your shoes“, hat White in „Blindly We Go“ erkannt. Dann erfahren wir, was der ehemalige Vagabund unter der von ihm kreierten Wortschöpfung Transnormal Skiperoo eigentlich versteht, und auf einmal wird alles klar: Inzwischen hat der Mann zwei Töchter und eine Farm in Georgia. Er tanzt jetzt öfters ohne Grund vor Lebensfreude im Hinterhof herum. Und: Wenn der Künstler keine Drogen und keinen Gott und auch sonst überhaupt nichts außer dem Leben selbst zum Glücklichsein braucht, wird es für alle anderen meist etwas weniger aufregend. Lindernde Wirkung haben routiniert schunkelnde Songs wie „A Town Called Amen“ durchaus, mitunter sind sie aber auch ein bisschen gemächlich. Dad-Rock, wie der Engländer sagt, wobei das hier natürlich gar kein Rock ist. Stattdessen: Jazz. Bluegrass, Gospel, Blues und vor allem im ersten Teil gar nicht mal so alternativer Country. Es fehlt: das Gebrochene. Weiter hinten wird’s dann doch noch sumpfiger und düsterer, wie im Hillbilly-mäßig gejodelten Gospel „Take Me Away“. Das Berührendste fast am Schluss: „Pieces Of Heaven“. Hier poltert das Schlagzeug unheilvoll, verheißen die leicht ins Kakophonische changierenden Streicher tiefe Verzweiflung unter blank gewienerter Oberfläche, wird das ewige Taumeln zwischen Abgrund und Glückseligkeit des Jim White und letztlich des Landes, aus dem er kommt, kongenial vertont.

www.jimwhite.net