Yatha Sidhra

„Produced and published by Gorilla Music Hamburg“, steht im Booklet-und nur ganz Wenigen dürfte bekannt sein.dassdahinterdie beiden Ex-Rattles- und Ex-Wonderland-Mitglieder Achim Reichel und Frank Dostal stecken. Die hatten sich nach dem grandiosen Scheitern von Deutschlands erster Psychedelic-Pop-Band Wonderland nicht nur aufs Musikverlegen und Produzieren konzentriert, sondern mit Wonderland Band No. und A.R. Machines auch zwei reichlich zeitgeistige Projekte am Start, die den Zuhörer zur inneren Einkehr anzuspornen versuchten. Auch A Meditation Mass von Yatha Sidra folgt diesem Pfad erleuchteter Erkenntnis. Ersonnen hatten das Konzept einer vierteiligen Suite die multiinstrumentalen Brüder Rolf und Klaus Ficnter, die sich schon 1969/70 in den Formationen Lea Gamble und Brontosaurus als Profis etabliert hatten. Mit Gitarrist/Bassist Matthias Nicolai und Querflötist Peter Elbrachtspielten sie im Hamburgerstudio Windrose DumontTime unter derAufsicht von Reichel/Dostal ein 40-minütiges, in Part 1 bis 4 unterteiltes Stück ein, das sich seinerzeit vor allem bei bewusstseinserweiternden Erfahrungen oder beim Sex in Hippie-WC-Kreisen auf dem Plattenteller drehte. Von lyrisch-verträumt überjazzig-vertrackt bis halluzinogen-verspielt lässt sich die zeitlupenhafte Synthese kurz umschreiben. Vor allem Kraut-Rock-Möger in Frankreich und Großbritannien schwören auf die Meditations-Messe der Post-Prog-Rock-Ära mit ihren typischen Querflöten-Passagen und dem rasanten Gitarren-Jam in Part 3. Auf Konzerttournee durch Deutschland, Schweiz und Frankreich stellten die Geschwister Fichter ihre friedliche Klangcollage auch vor – atmosphärisch stimmungsvoll im Schein von vielen hundert Kerzen. Doch im Erscheinungsjahr 1974 wehte in Deutschland künstlerisch ein ganz anderer Wind dank Udo Lindenberg, Atlantis und Karthago. Die Ära der Kosmischen Kuriere und ihrer Artverwandten schien vorerst abgelaufen. Zwei Jahre später gaben Yatha Sidra resigniert auf.

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