Silverchair – Young Modern
Der Electronica-Ausflug von Daniel Johns mit Paul Mac (als The Dissociatives) brachte doch nicht das Ende von Australiens Ex-Teenie-Stars. Im Gegenteil; Er hat sie sogar noch reifer und versierter gemacht. Was sich auf ihrem ersten Album seit fünf Jahren in einer ganzen Reihe von Änderungen und Neuerungen und nicht zuletzt in elf erstklassigen Songs niederschlägt. Denn unter der Regie von Produzent Nick Launay und Arrangeur-Legende Van Dyke Parks leben Silverchair ihren Hang zu opulentem 70s Pop zwischen Beatles, Beach Boys, Led Zeppelin und Queen aus. Mit großen, hymnischen Melodien, avantgardistisch-psychedelischen Anleihen, verspielten Interludes, gewagten Stil-und Tempiwechseln sowie einer ausgesprochen blumigen Lyrik. Die Fortsetzung dessen, was sie bereits auf ihren letzten beiden Alben angedeutet, aber nie so konsequent und visionär umgesetzt haben. Mit dem Mut zum Experimentieren sowie dem Einsatz von Bläsern, Streichern, Klavier, Keyboards, Orgel und Pauken. Ein monumentales Schwelgen in Pathos und Bombast, wobei Johns nicht nur einen veritablen Sänger gibt, der die gesamte emotionale Bandbreite abdeckt, sondern auch ganz ungeniert mit seinen musikalischen Vorbildern kokettiert. So sind die Beatles in Stücken wie „If I Keep Losing Sleep“, „The Man That Knew Too Much“ und „Insomnia“ allgegenwärtig, während „Waiting All Day“ an Led Zeppelin, „Low“ an das Solowerk George Harrisons und „Waiting All Day“an Elton John erinnern. Warum dieses Werk, das Nummer 1 in Australien war, keinen deutschen Vertrieb gefunden hat, ist insofern nicht nur ein Rätsel, sondern eine Schande. Denn das hier hat Klasse und Stil und entwickelt sich vor allem konsequent weiter.
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