Ben Hamilton – Bull In A China Shop

Er ist nicht einfach ein Elefant im Porzellanladen – er ist ein Bulle im Fachgeschäft fürteures Edelservice der Marke Fernost. Was eine eigenwillige Steigerung ist, aber der kauzig-komischen Welt des gebürtigen Briten Ben Hamilton entspricht. Denn der baumlange, käsebleiche Schlaks mit den tiefliegenden, traurigen Augen, den Segelohren und dem jungenhaften Seitenscheitel ist ein Schwerenöter. Ein Ritter von trauriger Gestalt, der vor einiger Zeit in Berlin gestrandet ist und sich vom Alleinunterhalter und Straßenmusiker zum richtigen Bandleader gemausert hat. Weshalb er auf seinem zweiten Album auch nicht mehr mit elektronischen Sounds experimentiert, sondern eher auf handgemacht, real und echt setzt. Mit einer klassischen Backingband, die seinen Songs eine ganz neue Dichte, Breite und Intensität verleiht. Allerdings ohne ihn deshalb gleich in den Mainstream und die künstlerische Identitätslosigkeit zu führen. Denn Hamilton setzt weiterhin auf melodramatische Songs über Einsamkeit, Isolation, Selbstmord, verflossene Liebe, falsche Freundschaft sowie den Teufel in Frauenkleidern. Eine Metapher, die eigentlich alles über sein schwer gestörtes Verhältnis zur Partnerschaft und Liebe sagt. Was Ben Hamilton mal mit opulentem Pop-Rock, sphärischem Country, kleinen Akustik-Stücken, kantigem Geschrammel und düsteren, beklemmenden Leisetretern realisiert. Dabei ist er immer gut für musikalische Überraschungen. Sei es mit den offenkundigen Bob-Dylan-Anleihen in „Friends“, dem hektischen New-Wave-Rock „Runaway“,dem Pink-Floyd-mäßigen Gitarrensound von „Move To The Sun“ und dem einzigen elektronischen Track des Albums, „Satan In Drag“. Der mutet so mystisch und beklemmend an, dass man sich instinktiv Sorgen über dieses lange Elend macht.

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