The Good Life – Help Wanted Nights
Mit dem unscheinbaren Adjektivchen „ehrlich“ ist schon immer viel Schindluder getrieben worden. Trotzdem muss darauf hingewiesen werden, wie gottverdammt „ehrlich“ jeder einzelne Song auf help wanted nichts daherkommt, mit heruntergelassenen Hosen und dem Herz auf der Zunge, was beides nicht unbedingt vorteilhaft aussieht, oft aber ganz passabel klingen kann. Vom unverbaut sakralen „Rest Your Head“ bis hin zu „Keely Aimee“, einer offenen Hommagean Fleetwood Mac – allüberall werden auf Help Wanted Nights Karten auf den Tisch gelegt, seelische Verwundungen in zarten Folk gepackt und emotionale Totalschäden in der Bluespresse entsorgt. Nun ist Tim Kasher kein Unbekannter und in der Indie-Boomtown Omaha, Nebraska, ein viel beschäftigter Mann. Die Geschäfte gehen gut, vor allem sein hauptberufliches Projekt Cursive erfreut sich wachsender Beliebtheit. Dass trotzdem noch massig Muße und originelle Ideen übrig bleiben, hat Kasher bereits mit Album Of The Year unter Beweis gestellt. Es war die bisher erfolgreichste und kohärenteste Veröffentlichung seiner Zweitband The Good Life, benannt nach dem offiziellen Slogan seines Heimatstaates-und erzählte, manchmal zum Heulen schön, vom Keimen, Aufblühen und Verwelken einer Liebesbeziehung. Der epische Atem allerdings scheint ausgehaucht. Zu Album Of The Year verhält sich Help Wanted Nights wie ein abendfüllender Spielfilm zu den ersten Skizzen eines unschlüssigen Regisseurs. Produziert von Bright-Eyes-Klangtüftler A. J. Mogis beschränkt sich Tim Kasher hier auf süffig-liebliches Songwriting von der Stange. Zwar bleiben die Lyrics kräftig und berührend („You Don’t Feel Home To Me“), doch hat die musikalische Umsetzung hier nur noch den zweifelhaften Charme einer routinierten Fingerübung. Kein unter-, aber eben auch kein überdurchschnittlicher Americana halt, mit seltenen Ausschlägen in Richtung Springsteen, Bruce oder Harris, Emmylou. Warum das nun alles sein musste, wo doch so offensichtlich der Drang fehlte, leuchtet auch nach vielfachem Abhören des Albums nicht recht ein. Ganz ehrlich? Die paar originellen Ideen auf Help Wanted Nights hätten auch auf der nächsten Cursive-Platte noch Platz gehabt.
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