Joe Henry – Civilians

Selbst als Joe Henry in den frühen 90er-Jahren noch jene uramerikanische Musik aus Rock und Blues, Country und Soul spielte, die einst The Band für alle Ewigkeit ausbuchstabiert hatte, auf Platten wie Short Man’s Room und Kindness Of The World, auf der ihn Victoria Williams, die halbe Jayhawks-Mannschaft und andere illustre Gäste begleiteten; selbst zu jener Zeit also wusste man instinktiv, dass dieser begnadete Singer/Songwriter, spätere Produzent (Solomon Burke, Ani DiFranco, Aimee Mann, Betty LaVette et. al.), Schwager von Madonna (dieser Fakt darf in keinem Beitrag über ihn fehlen) und Grammy-Gewinner stets näher bei – sagen wir mal – Thelonious Monk war als bei Jackson Browne. Von seinem 1996er Album Trampoline an wurden seine Arbeiten immer erratischer, monolithischer, manischer und damit interessanter. Joe Henry experimentierte mit Klängen und Songstrukturen, holte Jazz-Bilderstürmer wie Ornette Coleman und Don Byron ins Aufnahmestudio und veröffentlichte fabelhafte Longplayer (Fuse, Scar, Tiny Voices) wie am Fließband, Civilians gehört unbedingt ebenfalls in diese Reihe, obwohl oder gerade weil sich Joe Henry hier gelegentlich Rückgriffe auf sein früheres Schaffen erlaubt und er es insgesamt ruhiger, um nicht zu sagen elegisch angehen lässt. Die wieder durchgehend famosen Songs wurzeln in Folk, Blues und lindem Jazz, die Begleiter sind handverlesen – der große Van Dyke Parks gastiert am Klavier, Bill Frisell und Greg Leisz brillieren an den Saitenstrumenten. Jay Bellerose und David Piltch bilden die bewährte Rhythmusgruppe. Highlights von Civilians: das düster-dräuende „Scare Me To Death“ und das herzzerreißende „Civil War“. „God Only Knows“ klingt wie ein Hymnus auf das Wahre und Schöne. Danach: Stille.

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