José González – In Our Nature
Dass Jose Gonzalez überhaupt noch zum Lesen kommt! Drei Jahre nach der Veröffentlichung erlebte das Debüt des schwedischen Songschreibers argentinischer Herkunft, Veneers, durch den Einsatz der The-Knive-Coverversion „Heartbeats“ in einem Werbespot (Sie wissen schon, der mit den Bällen) einen zweiten Frühling. Insbesondere in England konnte man danach nicht genug von González bekommen. Trotz seines erfolgsbedingt eng gesteckten Terminplans fand der 29-Jährige jedoch irgendwann die Muße. Richard Dawkins viel diskutiertes Buch „The God Delusion“ („Der Gotteswahn“) zur Hand zu nehmen, und schon hatte er – zack! – ein Thema für seine Zweitwerk In Our Nature gefunden. Zwar verhandelt der Band u.a. die Überflüssigkeit von Religion für das Herausbilden tragfähiger Moralvorstellungen. González aber inspirierten die Texte zu Liedern über die primitiven Aspekte der menschlichen Natur, denen er nun mit Zeilen wie „Someday you’ll be up to your knees in the shit you seed“ auf den Grund geht. Bei derart bedeutungsschwangerer Wald-und-Wiesen-Metaphorik macht sich bekanntlich spacig-verhalltes Synth-Geblubber wie in „The Nest“ sehr gut. Ansonsten setzt González einmal mehr auf die Wirkung von Gitarre und Stimme. Noch reduzierter als hier kann man akustische Musik kaum spielen. Und wenn nicht viel da ist, was von der Essenz ablenkt, dann muss diese Essenz, müssen die Songs besonders gut sein. Aber sind sie das auch? Wie gehabt bedient sich der Barde ordentlich bei Simon & Garfunkel. Über deren Händchen für memorable Melodien verfügter leider nicht. Der Lagerfeuer-Version von Massive Attacks „Teardrop“ ist auf dem Weg von Bristol nach Göteborg die hypnotische Kraft abhanden gekommen, und auch die eigenen Beiträge plätschern weitgehend blutarm dahin. Was zum Nachdenken über die großen Fragen des Lebens anregen soll, kann einen so immerhin in den Schlaf singen.
www.jose-gonzalez.com
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