Jens Friebe
Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert
Willkommen zu Hause: Ewiges Songwriter-Pop-Talent ist endlich angekommen.
Stoff für ein waschechtes „Coming Of Age“-Drama: Niemand, der die protegierende Hand mehr über einen hält. Emanzipation, aber nicht durch verhaltensauffälliges Anderssein. Auf eigenen Füßen stehen. Stoff für Jens Friebes neues Album. Für viele bislang ein nicht greifbares bis unverständliches Phänomen deutschsprachiger Musik, wurde bislang gerne auf große Namen und Gönner in seiner Biografie verwiesen, Referenzen erfunden, Mitstreiter aufgezählt, Hitpotenzial und er als neuer Popstarentertainer ausgemacht. Und damit doch immerzu kurz gegriffen, wie sich spätestens jetzt herausstellt. Denn Friebe versteckt sich auf seinem neuen Album nicht länger hinter zappeligem Bubblegum-Pop, Effekthascherei und elektronisch-ironisch wirkenden Keyboard-Spielereien, sondern klingt körperlicher und – ein doofes Wort, nicht nur für einen Anfang 30er, aber bitte! – erwachsen. Ersteres ist der akribisch ausgetüftelten und sehr präsenten Schlagwerkzeugarbeit von Chris Imler und der zurückhaltenden Produktion von Berend Intelmann (Paula) zu verdanken, Zweiteres auch den Texten. Im Grundton eher nachdenklich bis melancholisch, erzählt Friebe von ersten und immer wiederkehrenden Zurückweisungen. Identitätskrisen und großen kleinen Momenten. Vom letzten, gefühlt ewig dauernden Tanz („Nothing matters when we are dancing“). Von der geheimen Party, von der alle wissen („Party“). Der im Zweifelsfall immer noch zu kleinen Großstadt („Wir laufen uns über den Weg“). Selbst einem derb-erotischen Abhängigkeitsverhältnis („Frau Baron“) gewinnt er augenzwinkernd noch etwas Romantik ab, von der materiellen Zerstörung im Titelsong ganz zu schweigen. Dieser bietet sich dann doch noch für zwei textliche Referenzen an: The Smiths mit „There Is A Light That Never Goes Out“ und The Divine Comedy „Your Daddy’s Car“. Großer Pop eben. Aus gutem Hause erwachsen.
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