Beirut – The Flying Club Cup

Einverleibung. Das ist das Wort, das man in großen Lettern über die Musik Beiruts setzen muss. Zach Condons Erstling war 2006 ein kleines Wunder; eine unverhoffte Schönheit, im Haus der Eltern aufgenommen, aber die weite Welt verschlingend: Naseweis stellte Condon osteuropäische Folklore nach und ließ sie auf tiefsitzende (Indie-) Pop-Strukturen knallen. Beides durchdrang sich solange gegenseitig, bis man diesen schönen Liedern nichts Ausgedachtes oder Konstruiertes mehr anhören konnte. Es folgte die Band-Werdung, und nun, nachdem sich vermutlich gerade überall auf der Welt Balkan-Folk-Imitationsbands gründen, die nächste Einverleibung. Diesmal dreht Condon das Fernglas in Richtung Frankreich. Doch auch wenn die Inspirationsquellen Francoise Hardy, Charles Aznavour und (der Belgier) Jacques Brel gewesen sein mögen, ist dies natürlich nur blolse Theorie und reine Abschrift der Ausgangssituation. Denn was der Mann aus diesem Konzept wieder an unerhörter Musik presst, ist eine ganz andere Angelegenheit, eine unerhörte. Mit gewohnt knödelnder Stimme (die manchmal an den 80er-Popper Black erinnert) singt er sich zu Drehleitern, allerhand Trompeten und Pauken durch einen ans Herz gehenden Liederreigen, der das ganze pralle Leben zu feiern scheint und nicht zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt zu unterscheiden scheint: „It’s been a long time, since I’ve seen you smile“ ist eine zentrale Zeile dieses Albums. Ebenso elementar drückt Condon die Frage, welche Melodie die geliebte Person zurück in seine Arme treiben mag, Die Produktion ist naturgemäß größer ausgefallen als zuletzt, aber noch größer sind die Gesten – besser noch: Sie sind fast alle selbst ausgedacht. Hilfe erhielt Condon diesmal von Jeremy Barnes (Neutral Milk Hotel/A Hawk And A Hacksaw) und Owen Pallet, der den Kontakt zum Studio von Arcade Fire vermittelte. Hier passt Condons Euro-Pomp bestens hin – zum Hosenträgerpathos der kanadischen Pop-Kommune. Was als Nächstes kommt? Keine Ahnung – vielleicht von Adriano Celentano inspirierte Hochzeitsgesänge?

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