Bonzo Dog

Die Kombination von Humor und Musiker gibt selten Resultate von bleibendem Unterhaltungswert. Plumpe Parodien im Stil von „Weird Al“ Yankowic geben den Ton an. Begabte Musiker haben keinen Sinn für Humor oder nehmen diesen als Ausdrucksform nicht ernst. Begnadete Humoristen wiederum sind selten gute Musiker. Ausnahmen wie Frank Zappa, Spinal Tap und Alberto Y Los Trios Paranoias bestätigen die Regel. Und dann gab es noch die Bonzo Dog Doo Dah Band. Die Bonzos, ein chaotischer Haufen von Kunststudenten, kam 1962 in London zusammen. Anfangs nahm man mit besonderem Gusto die beliebteste Musik des englischen Mittelstandes, Trad.-Jazz, aufs Korn. Die Künstlerverband eine Vorliebe für Dadaismus, die sich unter anderem in der Anwendung von klingenden Scherzartikeln, Instrumenten vom Trödler und bizarren Bühnengewändern auswirkte. Mit Vivian Stanshall – Keith Moons Saufkumpan – stand ein Unikum in ihren Reihen: Seine Texte waren zum Bersten gefüllt mit absurden Pointen, die das England jener Tage blendend aufs Korn nahmen. Wichtiger noch; Ertrug diese Texte mit einer Stimme vor, die sich auf halbem Weg zwischen Elvis und einem Londoner Busfahrer bewegtees war eine Charakterstimme, der man gern zuhörte, auch dann, wenn man nicht unbedingt Witze brauchte. Ihm zur Seite stand mit Neil Innes ein begabter Parodist (später formierte er The Rutles). AIs im Oktober 1967 das Album Gorilla, 5 Sterne, erschien, gehörten die Bonzos dank ihrer irrwitzigen Live-Shows bereits zum zeitgeistprägenden Kern des Swinging London. Wenig später tauchten sie im Beatles-Film „Magical Mystery Tour“ auf. Das Debüt enthielt Evergreens wie „Jazz, Delicious Hot, Disgusting Cold“. „Cool Britannia“ und „The Intro And The Outro“ (Princess Anne on sousaphone, mmmh! Looking very relaxed, Adolf Hitler on vibes.‘). The Doughnut In Granny’s Greenhouse, 4 Sterne, (1968) war rockiger und psychedelischer und stellte die Frage: „Can Blue Men Sing The Whites?“ Tadpoles, 4 Sterne, bestand aus den Liedern einer TV-Serie, in der die späteren Monty Pythons erstmals vors Publikum traten. Nun gelang sogar ein Hit – „I’m The Urban Spaceman“, produziert von Apollo C. Vermouth, alias Paul McCartney. Eine mörderische US-Tournee riss die Band auseinander, Keynsham, 4,5 Sterne, markiert einen würdigen Karriereabschluss (die Reunion-LP Let’s Make Up And Be Friendly, 3 Sterne, zählt nicht). 40 Jahre später wirken diese Alben bemerkenswert frisch. Ein eingehendes Studium der Bonzos ist für das Verständnis des London der mittleren Sixties unabdinglich.

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