Stewart Copeland – The Rhythmatist

Wenn die Mitglieder einer etablierten Band solistisch tätig werden, verheißt das zumeist nichts Gutes. Nicht so im Falle von Police-Schlagzeuger Stewart Copeland. Pünktlich zur überraschenden Band-Reunion wird der Backkatalog des britischen Trios ausgewertet, aber auch Copelands Solowerk The Rhythmatist reaktiviert. Ein Album aus dem Jahre 1985, als die Trennungsphase zwischen Sting, Andy Summers und Copeland schon in vollem Gange war. Copelands Soloalbum war vor allem ein typisches Zeitgeist-Produkt. Mit seiner Neigung zu afrikanischer Folklore und exaltierten Rhythmen befand ersieh nicht allein auf weiter Flur: Sowohl Mick Fleetwood (The Visitor)als auch David Byrne und Brian Eno (My Life In The Bush Of Ghosts) verfolgten damals ähnliche Ziele, The Rhythmatist – der Titel ist Programm: ein Ausflug in exotische Regionen und Gefilde rund um den Äquator. Typisch für Copeland, zumal das öfter mal mit Sting auch handgreiflich aneinander geratene jüngste Police-Mitglied als eigentlicher Ideengeber der anfänglich 50 dominanten Ethno-Einflüsse gilt. Zehn Tracks plus ein Bonus-Mix zwischen Songformat und Klangcollage. Eingespielt im „At The Worried Rabbit“-Studioin Nineveh, Syrien, die der schon in Kinderund Jugendzeit weitgereiste Sohn des ehemaligen Glenn-Miller-Trompeters und CIA-Agenten Miles Copeland Jr. auch als Soundtrack für die Video- Dokumentation gleichen Namens einsetzte. Teile des ausschließlich solo im Multiplaybackverfahren aufgezeichneten Materials entstammten auch aus nicht realisierten Police-Konzepten, die vor allem Sting als überflüssig empfand. Das zum Teil mit dem zairischen Vokalisten Ray Lema realisierte Projekt ging nach dem exzentrischen MUSIC MADNESS FROM THE KINETIC KID (1980) Unter dem Pseudonym Klark Kentals zweites Solowerk in die Diskografie Copelands ein. Bereits vor Gründung von The Police, als sich der Amerikaner noch bei der britischen Prog-Rock-Band Curved Air als Schlagzeuger verdingte, experimentierte der Musiker mit den Tribal-Rhythmen der jeweiligen Lokalfolklore. Seine erste Frau, Curved-Air-Frontfrau Sonja Kristina Linwood, ermutigte ihn, intensiver damit zu experimentieren. Die dynamische Pilgerreise durch den afrikanischen Kontinent geht auch 22 Jahre nach Erstveröffentlichung einigermaßen rund ins Ohr. Auch wenn ab und an die typisch blecherne Produktionsweise dieser digitalverliebten Ära dominiert.

www.stewartcopeland.net