Tunng – Good Arrows
Kerzen eingießen, Rotwein anzünden – so oder so ähnlich beginnen Bedienungsanleitungen fürdie Art von Musik, wie sie Tunng herstellen. Dazu kann man selbstverständlich konstatieren: Ja, schon. Aber das, was Mike Lindsay und Sam Cenders, die beiden wesentlichen Typen der Formation, veranstalten, funktioniert auch ohne Khscheealarm. Und sogar mitten im Sommer in der Stadt-obwohl herbstliche Gemütsmalereien fraglos noch besser ins Klangbild passen: die Blätter so fallend, die Winde so stürmisch, der Alltag so wolkenverhangen. Good Arrows heißt das neue Werk von Tunng, und es changiert gekonnt zwischen Teestubenalarm, Zimmerlagerfeuer und Knistertütenelektronik. Mit einem Song wie „Hands“ sind Tunng verdammt nah dran an Simon&Garfunkel, aber während die beiden Amis gerne mal ins lyrische Tirilieren abdriften und man eine ganze Armee Rotkehlchen zwitschern hört, haben es Tunng eher mit Zweiflüglern, deren Image nicht ganz so dufte ist. Die Elster. Der Rabe. Der Kuckuck. Und wo wirgerade bei diesem Brutparasiten sind: In „Bullets“, dem von einem Mantra-artigen Beat geprägten Song, flötet es gegen Ende zunehmend nach Kuckuck-Art. Lustige Gesellen mögen Tunng also sein, Spaßvögel indes sind sie garantiert nicht: als Grundstimmung ihres Sounds ist ihnen Nick Drake, dieser wunderbare emotionale Tiefgaragenparker, doch näher. Ist sonst noch was? Womöglich: Die elf Songs des Albums sind jeweils mit nur einem Wort betitelt, und nur zwei Titel bekommen dabei mehr als eine Silbe spendiert. Ob darin nun eine tiefere Bedeutung wohnt? Man weiß es nicht. Klar ist aber, dass ein Wort die Musik von Tunng sehr schön umkränzt. Hier ist es: Wolkenkuckucksheim.
www.tunng.co.uk
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