Seabear – The Ghost That Carried Us Away

„Don’t judge a book by its cover!“ Die bekannte Empfehlung aus dem Angloamerikanischen wollen wir für die gemeine Audio-CD nicht gelten lassen. Im Gegenteil: In letzter Zeit häufen sich die Fälle „viel versprechender“ Verpackungen. Von Seabear (Vöglein auf Ast neben orangefarbener Sonne, gemalt) erwarte ich nichts anderes als eine folky Songwriterplatte mit Liedern zur Akustischen-Windrauschen und Animal Sounds vielleicht noch? Grol5 täuschen konnte man sich beim Debütalbum von Sindri Mar Sigfússon kaum, die zwölf Songs des Isländers (Gesang, Gitarre, Piano) stehen in der Tradition der Miniaturpopmusik, die Island in den letzten Jahren hervorbrachte, sie ruhen im naturgereiften Summ-summ-summ-herum-Sound, den sie in den großen Pop-Metropolen noch nicht zu kopieren in der Lage sind. Sigfússon spielt Lieder, die einem im null Komma nichts ein Zuhause geben, friedlich, freundlich und voller Zuneigung, ja, für dich! Befreundete Musiker aus der Tour-Band von Sigur Rós, von Múm und Benni Hemm Hemm sind mit von der Partie, steuern die Verzierungen bei. die diesem Album die Farbkleckse im pastellenen Gesamtbild verleihen. Das kann dann ein gut gedämpfter Bläsersatz wie in „Owl Waltz“ sein oder die Slide-Gitarre, die „Lost Watch“ unauffällig in die Sphären trägt. Es hat kaum größere Pegelausschläge auf The Ghost That Carried Us Away, die Lieder plätschern glücklich mit sich selbst dahin, Sigfússon flüstert die Melodien mehr, als dass er sie singt. Und einmal höre ich doch die Vöglein zwitschern.

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