Paul Bley – Solo in Mondsee :: All That Jazz

Der Kanadier Paul Bley ist nicht nur einer der konditionsstärksten Langstreckenläufer des Jazz-Klaviers. Als Teamplayer verkörpert er ein halbes Jahrhundert Jazz-Geschichte. In jungen Jahren hat er mit Charlie Parke rund Lester Young gejammt, bevor es ihn auf alle erdenklichen Abenteuerspielplätze des Jazz zog, wo er sich mit Don Cherry, Bill Frisell und Evan Parkerden Herausforderungen zwischen Hardbop und der aufreizenden Abstraktion stellte. Trotz der nach oben offenen Fantasie-Skala hat Bley jedoch nie den Bodensatz, gar das Wurzelwerk des Jazz aus den Augen verloren. Was jetzt knapp 60 Minuten lang zu erleben ist. „Mondsee Variations I-X“ lautet der Untertitel von einer der raren Solosternstunden im Leben des inzwischen 75-Jährigen. Dieses Dokument der tiefen Freundschaft zwischen Interpret und Instrument wurde vor sechsJahren im österreichischen Schloss Mondsee mitgeschnitten. Nach einem bedrohlich wirkenden Donnergrollen in den dunklen Bass-Regionen klärt sich auf einen Schlag der Himmel auf, kann Bley fortan in aller Ruhe seine Gedanken ausbreiten, die von einer grenzenlosen Kultiviertheit und Poesie erzählen, Bley nutzt die Melodie als Folie, um auf ihr sein riesiges Vokabular auszubreiten. Natürlich kann man dabei vertrauten Blues-Wendungen begegnen und aus der Ferne alte Bekannte wie Thelonious Monk mit seinen berühmten Klangfarben-Reibungen identifizieren. Zwischendurch kommt es zwar spontan auch zu manch harmonischen Entstellungen, doch selbst diese entpuppen sich nicht als Reizfiguren. Vielmehr fügen sie sich wie aus einem Guss in eine nuancenreiche und leidenschaftlich formulierte Jazz-Balladen-Sprache ein, deren Herz-Rhythmus-System irgendwo zwischen gestern und morgen, zwischen Himmel und Erde sitzt.

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