The New Pornographers – Challengers

Verlässlichkeit kann etwas sehr Schönes sein. Wenn sie nicht Berechenbarkeit bedeutet, Kalkül und Langeweile, sondern Vertrautheit und Beständigkeit im allerbesten Sinne, dann heißt sie nicht Routine, sondern Zuhause. Genau so verhält es sich mit den New Pornographers: Jede neue Platte eine Herausforderung, keine Offenbarung; eine Verheißung ohne Rätsel, vorwärts ohne Gefahr. Auch das vierte Album des Musikerkonglomerats aus Vancouver, Kanada, ist wieder voll von aus dem Ärmel geschüttelten Melodiewundern, Instantklassikern, die so unprätentiös daherkommen, dass man sie für selbstverständlich zu halten versucht ist. Challengers ist teilweise wuchtiger als seine Vorgänger, weniger jumpy, aber immer noch von dergleichen verblüffenden Leichtigkeit, mit der die New Pornographers jeden Zweifel locker aus dem Handgelenk verscheuchen, als ob ihre Songs wie ein warmer Sommerregen einfach so vom Himmel fallen würden. Mit Bariton-Gitarre, Mandolinen, Banjos und mit Streichern, die man sich kurzerhand von Sufjan Stevens geliehen hat, sind die derzeit acht Musikanten in gewisser Weise „kanadischer“ geworden (wenn man mal Arcade Fire als Beginn einer neuen kanadischen Zeitrechnung in der Musik annehmen möchte). Jeder einzelne Song auf dem neuen Album ist in sich magnetisch, ein Perpetuum mobile, das aus sich selbst Energie generiert und unendlich fortgesponnen werden könnte, ohne seine Kraft zu verlieren. Überschüssige Melodien werden, wie in „All The Old Showstoppers“, einfach auf einen längst perfekten Song draufgesattelt, und siehe da: ein weiteres match made in heaven. „The truth in one free afternoon“ – so einfach kann das sein. „Success-hurrah!“ nimmt das jetzt vielleicht auch mal jemand wahr in diesem seltsamen kontinentaleuropäischen Sommer?

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