Mother And The Addicts – Science Fiction Illustrated

Nichts ist so peinlich wie ein Kritiker, der sich über schreiende Ungerechtigkeit beklagt.In Fällen nämlich, wo eine seiner Lieblingsbands von der Öffentlichkeit mit Nichtbeachtung bestraft wurde. Trotzdem muss an dieser Stelle ein Oberlehrertadel ausgesprochen werden. Denn die Welt hätte bisher eindeutig mehr Notiz von Mother And The Addicts nehmen müssen. Klar, ihr zwei Jahre altes Debütalbum Take The Lovers Home Tonight war ein ziemlich wildes Ding, bei dem zwischen tolldreist verknotetem Gitarrengequengel und Surf Punk einiges ging. Mother And The Addicts übertrieben es stellenweise mit der Stilvielfalt, aber die Begeisterung sprang gerade bei den urkomischen Nummern „Fuck Me Mummy, I’m Ugly“ und „Oh Yeah, You Look Quite Nice“ im Nu über. Ganz offensichtlich hat sich Muttersöhnchen Sam Smith, ein nach Glasgow abgewanderter Autodidakt aus Brighton, da rüber so seine Gedanken gemacht, Science Fiction Illustrated, das zweite Album seiner Band, klingt wesentlich geradliniger und vor allem rhythmischer als das Debüt. „All In The Mind“ erinnert an Zeiten, als The Fall, die geradlinigste Band aller Zeiten, aus Rockabilly-Partikeln fast so etwas wie Pop zurechtbastelten. So geht das Album los. Aber dann: Synthesizerbässe! Disco-Beats! Prägnante Refrains! Da ist man wieder in Zeiten angelangt, als Paul Haig, ein älterer Schotte, mit Josef K Schluss machte und sich als Solist seinen Reim auf den Sound der New-Wave-Discos machte. So etwas hervorzuholen, ist eingedenk allgegenwärtiger Gitarrenhörigkeit im Indie-Land schon einigermaßen mutig, aber auch schwer originell. Und bei „So Tough“? Ist das nicht Jarvis Cocker, der mal wieder den Relaxed Muscle spielen lässt? Mit solchen Mitteln will sich diese Meute die Anführerschaft des neuen Sound Of Young Scotland erstreiten. Wer nach diesem Album nicht von Mother & The Addicts abhängig wird, hat wahrscheinlich ein zu kräftiges Antidot geschluckt.

www.motherandtheaddicts.com