Richard Hawley – Lady’s Bridge
Es gab nur eine Frage vor diesem Album: Mehr Herzblut, geht das noch? Coles Corner in Sheffield war der Spielplatz der Emotionen, der Treffpunkt der guten Herzen, von dem aus Richard Hawley seine nokturnen Fäden spann und sich auf eine gut 40-minütige Spritztour durch die goldenen Alleen der Popmusik begab. Der Künstler auf der Suche nach der verlorenen Zeit, in einem Strudel von Country-Songs mit beängstigend schönen Streicherarrangements und Balladen mit autobiografischem Innenfutter. Das war vor zwei Jahren. Lady’s Bridge ist ein weiterer real existierender Ort aus der verblichenen Sheffield-Sammlung Hawleys, ein Ort von Kindheitserinnerungen. Auch die Bühne, auf die man ihn für das Coverfoto drapiert hat, gehört dieser History an, dort im „Club 60“ trat sein Vater vor mehr als 30 Jahren mit den Großen des Blues auf. Dave Hawley ist im Februar 2007 an Krebs gestorben, und dieses Album mit seinen dunklen Melodien wird Richard Hawley im Gedenken an ihn geschrieben haben. Ein Heimatalbum, eine Hommage? Vielleicht, der erste Eindruck von Lady’s Bridge ist ein anderer. Die elf Songs sind dem Briten ruhiger geraten als ihre Vorgänger auf Coles Corner, Hawley geht auf Traumstation, er hüllt sich in diese Lieder, ihm wird ganz melancholisch zumute: „Take me with you when you go down to the river/it’s the only place I know where I can forgive her“. Dazu spielt er seine schönste Sonntags-Steel-Gitarre,eine sanfte Streicher-Armada umschmeichelt den Gesang, das Piano macht die Melodie. Und wenn Hawley im Supersamt-Bariton über die „Long Dark Road“ fährt, dann öffnen sich die Pforten von Sa m Phillips’Sun Studios in Memphis, und hinten sitzt der junge Johnny Cash, macht gerade Pause, Lady’s Bridge transzendiert den Sound der Fifties und Sixties ins Zeitlose, als koloriere Hawley die Postkarten seiner Jugend mit einem Zauberstift, der die Zeit ausradiert. Manchmal ist das schon Ambient, manchmal schweben noch ein paarSätze in den Streicherhimmel: „Hold me in your arms may they keep me/ Sing me a lullaby cos I’m sleepy/ I’m scared you don’t need me anymore“.
www.richardhawley.co.uk
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