Laurent Garnier – Public Outburst

Es soll Leute geben, die erwarten von ihm immer noch etwas in der Art von „Acid Eiffel“. Techno anno 1993. Wenn Laurent Garnier auflegt, mögen diese Hoffnungen erfüllt werden, aber im Studio ist er schon seitdem Album 30 um ein Kontrastprogramm bemüht. Wie weit seine Bemühungen gediehen sind, zeigen die hier enthaltenen Ausschnitte von Auftritten auf Festivals im vergangenen Jahr. Es beginnt ganz entspannt auf Ambient-Dub-Basis. ehe Tempo und Energie zunehmen und der stilistische Fokus auf Jazz House, Drum’n’Bass, Electro und – wie im Fall von „The Battle“-auf cineastisch geprägten Lalo-Schifrin-Sound überschwenkt. Garnier fungiert als Beatgeber, die Keyboarder Bugge Wesseltoft und Benjamin Rippertsowie Blasinstrumentalist Philippe Nadaud überlegen sich dazu eine geeignete Kolorierung. Das machen sie durchweg gut, aber Stimmung kommt erst dann in die Bude, wenn auch noch jemand den Mund aufmacht. So wie es ein gewisser Sangoma Everett in „First Reactions“ tut. Von einpeitschenden Breakbeats fühlte der sich dazu animiert, hysterische Kommentare zum Hier und Jetzt abzugeben. Damit erreicht der geballte öffentliche Ausbruch auf diesem Album seinen Höhepunkt. Insgesamt hinterlässt das Album aber einen konfusen Eindruck. Garnier will nicht mehr zu konventionellem Techno zurück und flüchtet sich ersatzweise in die weiten Welten des Jazz, wo ihm die Möglichkeit zu Experimenten gegeben ist. Langsam wäre es aber an der Zeit, dass er sich ein konkretes Ziel aussucht, das er konsequent anpeilt. Dann bringt er womöglich auch in diesem Jahrzehnt mal etwas Zwingendes zustande.

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