The Enemy – We’ll Live And Die In These Towns

Als Einflüsse nennen die drei 20-I jährigen aus Coventry ungefähr alle klugen britischen Popbands mit dezenter Punk-Attitüde der letzten 30 Jahre: The Clash. The Jam, The Smiths, Pulp, Oasis-unter anderem. Und in der Tat klingt We’ll Live And Die In These Towns wie ein Gemisch aus all diesen-was wie bei vielen Bands der aktiven Gitarren-Generation nicht heilst, dass die Platte die Qualität auch nur einer der genannten Bands aufweisen würde. Aber immerhin: ein sprudeliges Album mit guten Melodien, treibenden Gitarren, Chören und der rotzigen Stimme Tom Clarkes. die die Working-Class-Herkunft und damit wohl die Berechtigung ihrer Musik belegen soll. Der NME schreibt einfallsreich vom „heavy shit“. den die drei Jungs auf den blutbefleckten Straßen von Coventry erlebt hätten und der in ihren bedrohlichen Gitarrenriffs zu hören sei. Bei allem Respekt: Hier ist wirklich viel Gutes zu hören, aber heavy shit ist das nicht. Dass Clarke mal in Wellersche Stimm-Aggressivität kippt und ein bisschen Buzzcocks-mäßig rumgrölt, fangen die glatte Produktion der Platte und die Kalkuliertheit der Lieder sofort wieder auf. Songs wie „I’ve Had Enough“ und „Away From Here“ wirken wie maßgeschneidert auf Massengesänge und biergeschwängerte Pubnächte, die Ballade „Happy Birthday Jane“ wie für den Nachhauseweg ausgedacht. Wasja auch eine Gabe ist. Doch das Problem von Post-Libertines-Mando-Diao-Bands wie The Enemy ist: Das reine Nacheifern, die Erfahrung aus den letzten Jahren, wie man die Leute zum Arme-in-die-Luft-Werfen bringt und das Überstrapazieren eines Bandthemas, verführen dazu, das eigene Wesen zu vergessen oder gar nicht erst zu entwickeln. Wie im richtigen Leben. Clarke liefert im Info vielleicht schon die Erklärung: In Städten wie Coventry kannst du nur im Pub rumhängen odereine Band gründen. Klingt eher nach Langeweile als nach Dringlichkeit. Aber zwischen Authentizitätsgejammer und „Was soll’s, die Songs sind doch super“ soll dieses Debüt ruhig die Indiepop-Platte des Spätsommers werden. Besser als die meisten Albumdebütanten der letzten zwölf Monate sind The Enemy allemal.

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