The Dead 60s – Time To Take Sides :: Die Band mit den zwei Gesichtern

Man darf The Dead 60s gerne in die Reihe der grandiosen Verlierer des 2005er Post-Punk-Revivals einordnen: The Futureheads, The Others, Dogs, The Holloways – alles okaye bis sehr gute Bands, denen keine leuchtende Kaiser-Mando-Bloc-Park-Zukunft beschieden war. Vielleicht lag das im Fall der Dead 60s an der seltsamen Veröffentlichungspolitik ihres Debütalbums oder aber auch an der Übersättigung der kaufunkräftigen Zielgruppe kurz vor Beginn des goldenen Merkel-Zeitalters, so dass sich nur eine Minderheit innerhalb der Indie-Minderheit für sie interessiert hat. An der Musik kann’s nicht gelegen haben. Oder es hat niemand so richtig zugehört beim Debüt The Dead 60s, einer der großartigsten Platten des Jahrgangs 2005, oder vielleicht doch ein halbes Ohr riskiert und sich dann verstört abgewandt, weil dieser Clash-Punk-Pop mit Ska-, Reggae- und Dub-Zutaten nicht ins Format des zwanghaft-hymnischen Indie-Pop gepasst hat. Die Dead 60s mögen keine süßen Boys sein, dafür müssen sie Namen wie King Tubby, John Coltrane und Ornette Coleman nicht bei Wikipedia nachschlagen – was ihrer Musik auch anzuhören ist. Im Frühjahr 2007 dann die etwas merkwürdige Marketing-Idee, den Song „Ghostfaced Killer“ als Titelmelodie des Films „Neues vom Wixxer“ zu verwenden, die sich dann als doch nicht so karrierefördernd erwiesen hat, weil die Comedy-affine Mehrheit offensichtlich keine Platten mehr kauft. Und jetzt das zweite Dead-6os-Album time to take sides, eine Platte mit zwei Gesichtern. Einerseits setzen The Dead6os die Politik der prägnanten, knackigen Punk-Dub-Hits des Debütalbums auf höchstem Niveau fort. Auf der anderen Seite resultiert das Bemühen, „richtige“ Songs zu schreiben, in weitläufigem Pop-Rock mit der Tendenz zur Unverbindlichkeit – „Don’t Walk Away“, „Beat Generation“, die Single „Stand Up“ und „Start A War“, das wie ein Outtake aus dem ersten Kaiser-Chiefs-Album klingt plus schleppender Future-Beat mit 60s-Twang („Desert Sun“) und Ahnungen von Bluesrock („Last Train Home“). Wenn er will, hat Sänger Mat MacManamon immer noch die Heiserkeit von Joe Strummer in der Stimme. Tighte Songs wie „Liar“ und „Dull Towns“ hätten sich auch auf dem Dead-60s-Debüt gut gemacht – auf dem zweiten The-Clash-Album Give’em Enough Rope sowieso.

www.thedead60s.com