Christy & Emily – Gueen’s Head

Man könnte jetzt gleich loslegen von wegen: hach, die Singer/Songwriter sind ja heutzutage schon so weit fortgeschritten, begäbe man sich damit nicht in eine Genrefalle, die dem Duo Christy & Emily nicht gerecht werden würde. Christy Edwards und Emily Manzo aus Brooklyn stehen in keiner Singer/Songwriter-Tradition. Auch nicht in der Tradition von Singer/Songwritern, die ein bisschen was mit Elektronik machen. Die Eine (Christy) hat Gitarrespielen gelernt durch ein Songbuch mit Tabulatoren zum Metallica-Album Ride The Lightning. Die Andere(Emily) ist Absolventin des Oberlin Conservatory Of Music in Ohio und hat mehr als eine Ahnung von Neuer Musik und Avantgarde. Zusammen spielen sie eine Art folkloristischer Avantgarde-Kammermusik, deren Skizzenhaftigkeit kein Zwischenstadium markiert,sondern das Endprodukt bedeutet. Früher hätte man LoFi dazu gesagt. Song (Christy) und Soundforschung (Emily) stehen gleichberechtigt nebeneinander. Leichte Dissonanzen, elektronische Störgeräusche, Verstärkerbrummen und Vinylknistern mischen sich unter das, was ein perfekter Popsong sein könnte, aber nicht sein will. Das Verhallte, dieser Kellersound der Produktion erinnert an große Minimalisten wie The Velvet Underground und Young Marble Giants. „Ocean“ zum Beispiel wandelt sich im Verlauf von fünf Minuten vom kristallklaren Popsong mit Widerhaken nach einem minimalmusikalischen Zwischenspiel, bei dem Gitarre, Piano und Keyboard in drei verschiedene Richtungen aufbrechen, zum long lost Velvet-Underground-Track featuring Nico. Das sind mindestens drei Songs in einem, und das ist selten heutzutage im Pop. Vielleicht werden Christy & Emily trotzdem irgendwann einmal ganz groß werden. Bei Coco-Rosie hat das ja auch kein Schwein gedacht.

www.thesocialregistry.com