Deutschrap reagiert auf die Rassismus-Debatte nach dem EM-Finale
Die Rassismus-Vorfälle nach dem EM-Endspiel in Wembley erhitzen auch hierzulande die Gemüter.
Vergangenen Sonntag (11. Juli) ging die Fußball-EM zu Ende und Italien verließ das Wembleystadion nach einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen als Sieger. Was sich neben Trauer und Frustration noch unter einigen englischen „Fußballfans“ ausbreitete, waren Wut und blanker Rassismus gegenüber den erfolglosen Elfmeterschützen Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka. Dieser Rassismus entlud sich teils auf den Straßen Englands, vor allem aber im Internet in Form von Kommentaren. Nun reagiert auch die Deutschrap-Szene auf die Vorfälle und das Thema Rassismus im Sport.
Deutschrap reagiert auf EM-Rassismus-Debatte
Einer, der sich innerhalb der Deutschrap-Szene besonders für anti-rassistische Arbeit engagiert, ist Sylabil Spill. Der Rapper und Sporttrainer aus Bonn, der selbst viele rassistische Erfahrungen in seinem Leben sammeln musste, macht auf seinen Social-Media-Kanälen regelmäßig auf Formen des Alltagsrassismus aufmerksam. In seinem Post vereint er Screenshots der rassistischen Kommentare gegen die englischen Fußballer, die einen Einblick in die Reaktionen nach dem Spiel geben. Des Weiteren erwähnt er brutale Gewalttaten, zu denen allerdings keine weitere Quelle zu finden ist.
Der Rapper Jalil spricht sich in einem Tweet dafür aus, dass Fußballspieler aus der BIPOC-Community den Sport boykottieren sollten, damit Fußballfans den Wert von Schwarzen Spielern zu schätzen lernen. Außerdem kritisiert er eine Form des „Online-Trend-Aktivismus”.
Auch Manuellsen zeigte sich mit den angegriffenen Spielern solidarisch und versah seinen Post mit dem Hashtag „#fckracism“.
Massiv wiederum kritisiert in seinem Post, dass Influencer*innen und YouTuber*innen in ihrer Meinung vor unpopulären Themen zurückschrecken würden. Der Rapper, der seine Follower*innen vor allem zu Themen rund um den Gaza-Konflikt informiert, sieht hier offenbar ein ungleiches Verhältnis von Solidarität bei politisch relevanten Themen.
Wut und Rassismus nach erfolglosem Elfmeterschießen
Viele englische Fußballfans ließen ihrer Wut nach dem verlorenen EM-Endspiel freien Lauf, weshalb es beispielsweise auf dem Leicester Square in London zu etlichen Verhaftungen kam. Ein meterhohes Graffito, das den Fußballnationalspieler Marcus Rashford zeigt, wurde kurz nach dem Spiel mit rassistischen Parolen beschmiert. Gleichzeitig wurden die Sozialen Netzwerke mit rassistischen Kommentaren zu den drei unglücklichen Torschützen gefüllt. Facebook gab an, aktiv gegen diese Kommentare vorgehen und rechtliche Schritte gegen die Verfasser einleiten zu wollen. Am Tag nach dem Spiel waren viele dieser Kommentare jedoch noch zu sehen. Auch Premierminister Boris Johnson und Innenministerin Priti Patel zeigten sich erschüttert von dem Verhalten einiger Fans, wurden jedoch für ihre Haltung kritisiert, da beide während des Turniers die Kniefälle der Fußballspieler (mittlerweile ein bekanntes Zeichen gegen Rassismus im Sport) als „Symbolpolitik” bezeichnet hatten.