Aesop Rock – None Shall Pass

Man hatte schon Befürchtungen. Aesop Rock war ja eigentlich immer etwas anders als die anderen Acts des Independent HipHop. Mit seinem letzten Album Bazooka Tooth lief er dann aber doch Gefahr, sich wissentlich in Obskurem zu verstricken. Ähnlich wie sein Mentor El-P, einst Anführer von Company Flow und heute Chef des Labels Definitive Jux, überspannte er den Bogen durch zu viel Soundfülle und überabstrakte Texte. Ein Grundfehler. Muss sich jemand, der nicht dem Establishment nacheifern will, aus Protest automatisch in zu gekünstelte Gesten verstricken? Wohl kaum. Deshalb darf man mit einiger Erleichterung feststellen, dass Aesop Rock noch einmal die Kurve gekriegt hat. Ob es am sonnigen Klima an der US-Westküste liegt? Einige Tracks auf None Shall Pass werden von kräftigen Basslinien und schnellen Beats angetrieben, was für sich genommen schon für Stimmung sorgt. Fallen die Lieder langsamer aus, sind sie immer noch interessant, weil ihnen eine jazzige Lässigkeit anhaftet, die schön mit der aufgekratzten Art des Rappers kontrastiert. Verfinstert sich die Stimmung doch einmal wie etwa in „Dark Heart News“, wirkt das allerdings nicht so übertrieben, dass man gleich zum nächsten Titel springen will. Auch der mit hartem Schlagwerk nachempfundene Reggae-Beat in „Coffee“ verfehlt seine Wirkung nicht. Aesop Rock ist anzumerken, dass er mit seinem neuen Album ganz klargewillt ist, an die Qualität seines bisherigen Schlüsselwerks Labor Days anzuknüpfen. Im Unterschied zu damals hat er dieses Mal aber noch einen zusätzlichen Trumpf zu bieten: die Mitwirkung von Gästen wie John Darnielle (The Mountain Goats) und Allyson Baker. Letztere ist nicht nur seine Ehefrau, sondern auch eine ziemlich gute Gitarristin, die vielen Songs auf dem Album mit ihrem stechend genauen Spiel Leben einhaucht Anhören!

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