Arthur & Yu – In Camera

Es soll nachher keiner behaupten, wir hätten ihn nicht gewarnt. Dieses Album ist „retro“. Man wird es ungestraft „retro“ nennen dürfen, Grant „Arthur“ Olsen und Sonya „Yu“ Westcott werden nichts dagegen haben können. Das Duo aus Seattle. Washington, das hier seine ersten Demos gleich in Albumform vorlegt, bewegt sich auf dem schmalen Grat nostalgischer Verklärung mit der Grandezza von reifen Artisten. Die zehn Songs des Gesangspaares stehen unter dem dringenden Verdacht, in ihren vorigen Leben alle schon einmal das goldene Zeitalter des Pop gesehen zu haben. Oder im Abendleuchten desselben aufgeschlagen und an knisternden Lagerfeuern kopfwippend in die Nacht gespielt worden zu sein. So unverschämt schön, so eingängig sind sie. „Absurd Heroes Manifestos“ zu Beginn markiert den Spielplatz dieser Hippiepop-Session: ein schillerndes akustisches Universum mit Gitarren und Flöten, aus dem die ledrige Stimme Olsens warm dröhnt wie das Mantra eines Alten. Die folgenden Songs bewegen sich in dem einmal gesteckten Rahmen, sie hallen immer ein wenig nach, machen sich weiter und weicher, sie changieren zwischen leicht orchestriertem Schellenkranz-Folk, gepfiffener Melancholieund Soft-Pop mit Blumen im Haar. Jedes Lied ein kleines San Francisco.Jungs- und Mädchenstimme in Braun und Rosa. Die Konstellation erinnert nicht ganz zu Unrecht an Nancy (Sinatra)und Lee (Hazlewood), an Jane (Birkin) und Serge (Gainsbourg) und Sonny & Cher-Grant und Sonya schaukeln sich zu neuen Höhen im musikalischen Paarlauf hoch. Und wenn sie ihre Zeitschleife nicht verlassen, werden sie uns noch viele hübsche Platten bescheren.

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