Monty Pythons Erben

Seit MTV mit Subtilem wie Jackass die Grenzen des guten Geschmacks torpedierte, scheint es kein Limit mehr zu geben. Wie schwarzer Humor mit makabrer Pointe richtig funktioniert, exerziert ausgerechnet wieder jene Nation vor, von deres ohnehin erwartet wird: Großbritannien. Mit Little Britain (Polyband, 5 Sterne, legt die alte Tante BBC seit 2003 eine in mittlerweile 20 Episoden auf drei Staffeln gesendete Serie vor, die im Radio startete und sich ohne Weiteres mit dem hohen Standard der Kult-Comedians Monty Python messen kann. David Walliams und Matt Lucas agieren als Hauptdarsteller und Autoren in Personalunion. Im Konzept nicht unähnlich, was hierzulande auch Bully Herbig und Rick Kavanian präsentierten – nur eben wesentlich professioneller, hintersinniger und durchdachter. Doch Vorsicht: Political Correctness war gestern. Schon mal Daffyd Thomas begegnet? Der dicke kleine, in Lack gekleidete Homosexuelle glaubt, er wäre in seinem walisischen Kaff Llandewi Brefh der einzige „Perverse“. Ein Irrtum, wie sich immer wieder herausstellt. Oder der von Lou Todd umsorgte Rollstuhlfahrer Andy Pipkin, der gnadenlos Lous Gutmenschentum ausnutzt und in Wahrheit gar nicht behindert ist. Da gibt es auch noch das vorlaute Plattenbau-Girl Vicky Pollard, bei dem man nie weiß,ob ein „Ja“ jetzt ein „Nein“ bedeutet oder umgekehrt. Verliebt wie eine rosarotbebrillte Kuh ist Sebastian Love. Und zwar in seinen Chef. Wäre kein Problem, wenn der nicht Premierminister, verheiratet und seinem Land verpflichtet wäre. Ganz zu schweigen von der wirklich bösartigen Diätkurs-Leiterin Marjorie Dawes, dem etwas zu herb wirkenden Transvestiten Emily Howard,dem nur für steinalte Frauen entflammbaren Jason und dem ständig einer neuen perversen Untat überführten Sir Norman Fry. einem Mitglied des Parlaments. Mittlerweile war die mit dem British Comedy Award, der Goldenen Rose von Luzern und Emmy 2006 ausgezeichnete Sendereihe in England und Australien auch schon als Tournee-Bühnenprogramm zu erleben, wo in restlos ausverkauften Hallen sogar Stargäste wie Robbie Williams in Frauenkleidern oder Kate Moss als Freundin von Vicky Pollard auftauchten. Übergeleitet werden die einzelnen Sketche durch einen snobistischen Off-Erzähler mit sarkastischen Bemerkungen über die britische Lebensart. In der gar nicht mal so schlechten deutschen Synchronisation übernimmt den Part der 90-jährige Schauspieler Friedrich Schoenfelder mit wunderbar sonorer Stimme. Oliver Kalkofe und Oliver Welke sprechen facettenreich Lucas und Walliams. Doch glücklicherweise lässt sich bei dem 2-DVD-Set Little Britain die komplette 1. Staffel natürlich auch der britische Originalton abrufen inklusive deutscher wie englischer Untertitel. 150 Minuten Bonusmaterial runden den Cornedy-Kult aus UK ab.

www.littlebritain.tv/