Sonic Youth – Daydream Nation

Die Geschichte wurde 1001-mal erzählt (zuletzt in der „Zeitlupe“ im ME 7/2007), dieses Doppelalbum wohl zehnmal so häufig besprochen, belobigt, geadelt und eigentlich ist sich die Rockgelehrtenschaft darin (seit wenigstens zehn Jahren) einig: Daydream Nation ist ein Meisterwerk. Cooler und gleichzeitig eindringlicher geht (Indie-)Rock nicht. Das Album wirkt auch fast 20 Jahre später – musikalisch wie textlich – immer noch wie bis kurz vor der Überspannung aufgeladen mit dieser besonderen, dieser New Yorker Coolness und dem ganzen coolen Wissen der Sonic Youth (Es regnet Popkultur auf Daydream Nation! Joni Mitchell, Eric Emerson, Andy Warhol, Mike Watt, Denis Johnson etc. sind mit uns! Und es regnet Jugend, wilde, magische Jugend!). Die Musik ist in Aufruhr, Breaks und Noise regnet es nicht, die hagelt es. Allein ihr Sound verlangt nach der Revolution. Und doch sind Sonic Youth auf Daydream Nation eine Popband voller Gnaden, die sich aus der unablässigen Schrammelei in ihrer vollgeramschten Gitarrenwerkstatt zuweilen fast symphonisch in Szene gesetzte Melodien fräst, die von tiefer Melancholie, aber auch von der Zuversicht dieser vier Menschen zeugen. Zu den „De-Luxe“-Beigaben dieser Doppel-CD: Die Liveaufnahmen (alle Songs vom Album) auf CD2 sind von guter Qualität. Das einsame Homedemo von „Eric’s Trip“ am Ende des Originalalbums zerstört allerdings den Gesamteindruck bzw. das Finale des Originals. Das Kaufargument Nr. 1 (für Leute, die das Album schon haben) sind jedoch die vier hier gesammelten Coverversionen: George Harrisons Quasi-Solostück „WithinYou WithoutYou“, „Touch Me I’m Sick“(Mudhoney), „Computer Age“ (Neil Young) und „Electricity“(Captain Beefheart). Geschmackvolle Wahl und vier ausgezeichnete Argumente für die Kunstform Coverversion obendrein.

www.sonicyouth.com