John Zorn – Six Litanies For Heliogabalus :: All That Jazz

Die Factory von John Zorn läuft auf Hochtouren. Nicht nur, weil sonderliche Projekt-Ideen unablässig heftig an seine Schädel decke klopfen. Die New Yorker Avantgarde-Ikone greift einfach nur die Gelegenheit beim Schöpfe, zurzeit mit Volle-Puste-Sänger Mike Patton, Bassist Trevor Dunn und Schlagzeugerjoey Baron drei furchtlose Kumpels zur Hand zu haben, mit denen er alles machen kann. Kaum verwunderlich ist es daher, dass nach den schon Experiment-intensiven Noise-Alben Astronome und Moonchild auch der neueste gemeinsame Wurf nichts für schwache Nerven und zart besaitete Ohren ist. Zorn kann es nicht lassen, an seinem Altsaxophon infernalisch brennende Tonsäulen in den Himmel zu jagen. Und Mike Pattons Organ steckt natürlich erneutvoller Lautgeschwüre: Allein ein achtminütiges Solo von ihm entpuppt sich da als beängstigender wie virtuos inszenierter Free-Style-Comic, in dem Patton um sein Leben röchelt, hechelt, säuselt, spuckt und rotzt. Diese herzerfrischend radikale High-Energy-Kompromisslosigkeit, für die Dünn und Baron schon mal wahre Metal-Kaskaden beisteuern, ist aber nur die eine Seite dieser Sound-Archäologen und -Anarchisten. In den sechs „Litaneien“, mit denen Zorn den hedonistischen und gewalttätigen Lebenswandel des römischen Kaisers Heliogabal reflektiert, kommt es gar zu mittelalterlichen Vokalchören, saftigem Orgel-Cewaberäla Deep Purples „Child In Time“ und drastisch strangulierten Funk-Rhythmen. Dafür hat Zorn mit der Electronic-Ikone Ikue Mori und dem Organisten Jamie Saft diesmal zwei Gäste ins Team geholt, die der spielwütigen Dekadenz ihres Herrn und Meisters eben einen überraschend anderen Drall geben. Aber selbst wenn zwischendurch lateinische Zeilen im Flüsterton in diese Musik hineingeistern, sind das nur kurze Momente der Besinnung-bevor sich John Zorn wieder unüberhörbar von der Lust am regellosen Laster packen lässt.die ihn wohl an Heliogabal so fasziniert.

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