The Bad Plus – Prog :: All That Jazz

Was haben Black Sabbaths „Iron Man‘, Beethovens Mondschein-Sonate und der Bebop von Thelonious Monk gemeinsam? Sie wurden alle schon mal aufeinander losgelassen. Von drei muskelbepackten Amis, die momentan das lauteste Klaviertrio der Welt bilden. Seit vier Alben schließt The Bad Plus sein rein akustisches Instrumentarium an die Starkstromsteckdose, um mit durchtriebenen Stil-Karambolagen für großes O-ha zu sorgen. Mit Coverversionen aus allen Schubladen, von Aphex Twin bis Ornette Coleman. Und mit einem durchaus enzyklopädisch angelegten Musikwissen. Nach rasantem Aufstieg und erlangtem Kultstatus haben The Bad Plus jetzt das Label gewechselt. Doch statt vielleicht dafür etwas das High-Energy-Profil zu liften, hat man so gnadenlos am Konzept festgehalten, dass allmählich das Staunen einem „Naja“ weichen muss. Nicht, dass es nicht unterhaltsam wäre, wie die drei Musiker ihre Arbeit verrichten. Pianist Ethan Iverson stanzt seine Fingerkuppen virtuos ungebremst in die Tasten, Bassist Reid Anderson hat scheinbar armdicke Saiten aufgezogen, um bloß nicht unterdem heftigen Jazz-Rock-Gewirbel des Drummers David King unterzugehen. Aber im Bad-Plus-Kosmos ist das inzwischen genauso Mainstream, wie das Repertoire, das zwischen Wiederverwertung von Ohrwürmern und eigenen Kompositionen hin-und herpendelt. Gleich die noch eher gesittet angepackte Tears-For-Fears-Hymne „Everbody Wants To Rule The World“ könnte auch zum Schlummertrunk in der Bar seines Vertrauens gereicht werden. Was auch für Burt Bacharachs „This Guy’s In Love With You“ gilt. Und die Hektik, die in David Bowies „Life On Mars“ einzieht, entpuppt sich im Grunde als kreuzbrave Provokation, bei der die Melodie mit allem konfrontiert wird, was in den sechs Armen steckt. Als subversiv und surreal hätte man das vor einigen Jahren und Alben bezeichnet, jetzt sind The Bad Plus eher eine mäßige Kopie ihrer selbst.

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